Pflanzen auf dem Friedhof: ökologische Zeitkapsel

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Sie gehören zu den artenreichsten Flächen in der Stadt. Weltkriege und Industrialisierung haben manche Friedhöfe so unbeschadet überstanden, dass sie wie vor 150 Jahren bewachsen sind. Eine neue Folge der SZ-Kolumne besterdinge

Wer schon ein, zwei Verwandte zu Grabe getragen hat, lernt, wenn er das nicht outsourct, mit der Zeit auch ein paar Grundregeln der Grabpflege. Eine ganz wichtige lautet: Rhododendren wuchern schlimmer als Unkraut, also bloß keinen der Oma auf die letzte Ruhestätte! Lieber Hornveilchen. Oder Vergissmeinnicht, die sind bunt, winterhart und symbolträchtig.

Dabei gehören Friedhöfe botanisch betrachtet zu den artenreichsten Flächen in der Stadt. Laut der Bochumer Botanikerin Corinne Buch sind sie sogar eine Art ökologische Zeitkapsel. Buch hat 138 Friedhöfe im westlichen Ruhrgebiet untersucht und dabei festgestellt, dass ihre Vegetation Weltkriege, Industrialisierung und Strukturwandel so unbeschadet überstanden hat, dass sie wie vor 150 Jahren bewachsen sind.

Abwaschbare Steinkarrees sind also nicht nur ungemütlich, sondern auch artenunfreundlich. Selbst die Wendung"Den deckt der grüne Rasen" erweist sich als zu monokulturell. Im Idealfall muss es heißen:"Den decken Krokusse, Schneeglöckchen, Balkan-Windröschen und Einblütige Frühlingssterne." Nur, bitte, kein Rhododendron.

 

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Warum sollten denn die Friedhöfe der Industrialisierung schaden?

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