Ist es legitim, wenn die Reisefreiheit in Europa künftig an Gesundheitszertifikate wie Testergebnisse oder Impfbestätigungen gebunden wird? Schafft die EU damit nicht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft? Die Angst vor derartigen Argumenten ist in einigen Regierungen so groß, dass der an sich vernünftige Vorschlag zur Einführung eines EU-weit gültigen Impfpasses verzögert werden dürfte.
Der Aufschrei ist programmiert. Impfgegner, Coronaleugner und EU-Skeptiker werden rasch in sozialen Medien gegen Impfzertifikate polemisieren und Brüssel attackieren. Sie bedenken freilich nicht, dass es eine Dynamik geben wird, die überhaupt nichts mit der EU oder ihren Politikern zu tun hat.
Solches wird geschehen, auch wenn es Impfgegnern noch so stört. Wer die Impfung ablehnt, wird sich voraussichtlich auch testen lassen können, um seine Gesundheit zu belegen. Wer auch diese Alternative verweigert, wird möglicherweise in vielen Fällen daheim bleiben müssen. Ja, es geht um Datensammeln. Doch die Daten der Impfungen werden sowieso erfasst – warum dann nicht gleich in einem elektronischen Pass. Ja, es ist ein Druck auf Menschen: Doch den gibt es bei manchen Reisen schon lange, etwa wenn jemand zu einer Safari nach Afrika aufbrechen will – wofür Tropenimpfungen notwendig sind. Den Druck haben übrigens auch Mütter, die den Impfvorgaben ihres Mutter-Kind-Passes folgen müssen, um ein Kindergeld zu beziehen.
Was ist im Fall von Corona die Alternative? Es ist die Rückkehr zu einer Reisefreiheit mit vollem Risiko. Das Verrückte und Verlogene daran ist: Wenn sich Testpflicht und Impfpass aus populistischen Gründen nicht durchsetzen lassen, werden jene in Österreich, die schon immer alles gewusst und „alles richtig gemacht“ haben, rasch wieder behaupten: Ausländer schleppen das Virus ein.Jeden Tag. Überall.
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