War er ein Komponist „für die späteren Zeiten“? Anton Bruckner litt sehr unter den Anfeindungen der Wiener Kritik.
Sehr litt Bruckner unter den Anfeindungen der Wiener Presse, die ihn als Komponisten vehement bekämpfte. Der Komponist fühlte sich regelrecht verfolgt von der Kritik. Die Tatsache, dass er nur selten aufgeführt wurde, führte er auf ihr Treiben zurück. Die Argumente gegen Bruckners Musik waren immer dieselben, sie wurden parteilich und nicht ohne Bosheit formuliert. Er habe gute Einfälle, bringe sie aber nicht in eine überzeugende Form.
„War er sich des Elends bewusst, das er Bruckner durch seine glänzenden Sticheleien zufügte“, schreibt Erwin Doernberg, „oder inspirierte ihn dieses Elend gar dazu, die besten satirischen Aphorismen zu formulieren, die ihm jemals gelangen? Anscheinend war das tatsächlich der Fall, wenn man nach der verlogenen Bonhomie urteilt, die er seiner Kritik der Bruckner’schen Werke stets anhängte: dieser gönnerhafte Ton, mit dem er heuchlerisch seine persönliche Sympathie...
Clemens Höslinger schreibt dazu: „Es ist der falsche Weg, solche vor langer Zeit geschriebenen Aufsätze mit heutigen Augen zu lesen. Damals war alles vom Kampf um die Durchsetzung erfüllt, und da flogen die kritischen Späne. Ob es sich um ‚richtige‘ oder ‚falsche‘ Urteile handelt, wird sich nie beantworten lassen.
Das Phänomen Vertröstung, nämlich, dass sich die Rezeption Bruckners auf die Nachwelt verschieben musste, war lange Zeit dominierend. In der Tat konnte er zu seinen Lebzeiten nicht einmal alle seine Werke hören.
In der berühmten „Kulturgeschichte der Neuzeit“ von Egon Friedell taucht Bruckner gar nicht auf, in anderen Büchern mit ähnlichem Thema nur als Fußnote. Stefan Zweig reflektierte 1940 in seiner „Welt von gestern“ über „das Österreichische“ und erwähnt als „Siebengestirn der Musik“ „Gluck, Haydn und Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms und Johann Strauß“. Brahms also, der Deutsche, und nicht Bruckner.
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