Eine Pointe dieser leidenschaftlich geführten Partie war, dass man Wirtz eine halbe Stunde lang fast gar nicht gesehen hatte. Das lag an den fahrigen und technisch verblüffend fehlerbehafteten Leverkusenern, die die Bälle regelmäßig hergaben, bevor sie in die gefährlichen Zonen vordrangen; das lag aber noch mehr an den Gästen aus Mainz, die am Samstag offenbar ein Lehrvideo drehen wollten, wie man nominell stärkeren Gegnern die Luft zum Atmen nimmt.
Leverkusen kam dem Gästetor bis zum Halbzeitpfiff überhaupt nur zweimal nah, aber das waren Fernschüsse, untypisch für den Stil der Werkself. Wie der aussieht, erlebte man zwischen der 46. und der 63. Minute: Mit kurzen, genauen Zuspielen und einer Vielzahl von Doppelpässen kamen die Gastgeber in den Mainzer Strafraum und zu einer Reihe von Chancen.
Der Mainzer Jeremiah St. Juste sah dabei unglücklich aus, aber man sollte bedenken, wie schwer es ist, gegen die ebenso akkuraten wie flinken Bewegungen und Ballberührungen des 18-jährigen Ausnahmetalents Wirtz zu verteidigen. Einmal den Ball mit rechts gestoppt, dann gegen den Lauf nach rechts vorgelegt, um einen besseren Winkel zu bekommen und schließlich trocken ins entfernte Eck abgeschlossen. Ein schönes Rekordtor.
Der Finne Hradecky redete dann lieber über den Siegtorschützen als über sich. Ein"geiler Zocker" sei dieser Wirtz,"wahrscheinlich macht er jede Woche eine Geschichte". Die Belohnung für das Tor gegen Mainz, das Leverkusen den Sprung auf Tabellenplatz zwei ermöglicht:"Vielleicht werden wir heute zusammen ein Bier trinken.