Cherson am 6. Juni: nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms sind die Straßen überflutet Foto: Nina Lyashonok/ap
Es gibt im russischen Krieg gegen die Ukraine vieles, was die menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Aber einige Horrorszenarien sind dazu geeignet, das weltweite Entsetzen über Putins Kriegsführung zu steigern, weil sie katastrophale Auswirkungen weit über das Kriegsgebiet selbst haben können. Eines ist das Herbeiführen einer Nuklearkatastrophe, wie sie im besetzten AKW Saporischschja schon mehrfach bedenklich nahe gerückt ist.
Nur einer dieser Dämme ist von Russland besetzt, und ausgerechnet dieser geht kaputt. Mit der nächtlichen Explosion des Kachowka-Staudamms und der sich nun entfaltenden Flutkatastrophe im Süden der Ukraine scheint das Horrorszenario nun einzutreten. Dass Bundeskanzler Olaf Scholz und andere internationale Politiker dies sofort als „neue Dimension“ des Krieges brandmarkten, lässt auf gesicherte Erkenntnisse über den Hergang schließen.
Jenseits dessen ist es ein Anzeichen dafür, dass Russland mit seiner Niederlage rechnet. Würde Putin an die weitere russische Herrschaft über den Süden der Ukraine glauben, würde er die Region nicht unter Wasser setzen und auch nicht nebenbei die Wasserversorgung der Krim abschneiden. Die großflächige Sabotage ist wohl eher der Vorbote des militärischen Rückzugs.
Die Antwort darauf kann nur lauten: Jetzt erst recht. Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen und das Putin-Regime muss verschwinden. Es gibt keinen Weg zurück. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 machte die grenzenlose Verlogenheit und Menschenverachtung des Sowjetsystems deutlich und beschleunigte dessen Ende. Das Staudammverbrechen von Kachowka 2023 sollte für das Putin-System eine ähnliche Wirkung entfalten.
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