Wahrlich, ich bin ein simpler Geist – und nicht unglücklich darüber. Dies verhilft mir dazu, dass mich fast jedermann versteht, wenn ich rede oder schreibe, Professorentitel hin oder her. Vielleicht erklärt sich dadurch, dass ich seit Jahrzehnten kaum mehr sogenannte «Literatur» konsumiere, die mir als intellektuellem «Normalo» nicht selten etwas gar weltfremd oder abgehoben daher stolziert.
Nicht ihre Bücher, sondern die Interviews der Schriftsteller stören Peter V. Kunz: «Viele Schriftsteller scheinen ständig an sich und an ihrer Umwelt zu leiden, sehen sich als Opfer und suchen permanent ‹Täter›.»Natürlich war das in jungen Jahren anders. Max Frisch sowie Friedrich Dürrenmatt gehörten zur schulischen Pflichtlektüre, und in «Romulus, der Grosse» spielte ich – leider mit wenig Talent – sogar den «Aemilian» .
Was stört mich denn eigentlich an manchen Schweizer Schriftstellern und hält mich vom Bücherkauf ab? Ich vermute: ihre Interviews. Ich sehe beispielsweise nicht ein, weshalb Schriftsteller, mit Ausnahme von Thomas Hürlimann, a priori politisch links stehen müssen. Etwas heuchlerisch dünkt es mich, wenn diese Autoren den Staat oder die «Gesellschaft» kritisieren, jedoch staatliche Förderung durch Steuergelder immer gerne akzeptieren.
Viele Schriftsteller scheinen zudem ständig an sich und an ihrer Umwelt zu leiden, sehen sich als Opfer und suchen permanent «Täter», etwa das Elternhaus, die Schule oder die Leistungsgesellschaft. Egozentrismus sowie Selbstmitleid finde ich allerdings so langweilig wie besserwisserische Kritik, immer an «den Anderen». Nach einem Schriftstellerinterview denke ich leider oft: «Was für ein selbstgerechter Jammeri».
Ein Geständnis zum Schluss: Bis zum Studium hatte ich den Traum, selber Schriftsteller zu werden, schrieb Gedichte und verfasste – leider mit wenig Talent – einen unveröffentlichten Roman . In der Folge ging ich indes den sicheren Weg und wurde Professor, der knapp 200 Publikationen und mehr als ein Dutzend Fachbücher verfasst hat, sozusagen als «Jus-Schriftsteller».
Wen interessiert, was dieser Hinz, äh Kunz liest?
Eine seltene Begabung, Kritik an etwas, was er seit Jahren nicht liest.
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