WOZ: Frau Haratischwili, eines der zentralen Themen Ihrer literarischen und theatralischen Werke ist der Krieg. Wieso erzählen Sie so viel vom Krieg?Ich würde mich am liebsten gar nicht mit Krieg beschäftigen. Aber leider ist er sehr präsent. Ich bin selbst davon geprägt – meine ganze Kindheit in Georgien in den neunziger Jahren war beherrscht vom Bürgerkrieg. 2008 hat Russland Krieg gegen Georgien geführt und heute gegen die Ukraine.
Der General gibt den Befehl, ein Dorf zu stürmen. Seine Soldaten entführen ein Mädchen, foltern und vergewaltigen es. Einige Soldaten weigern sich mitzumachen und werden von anderen Soldaten gefoltert und gezwungen, sich an den Gewalttaten zu beteiligen. Gleichzeitig gibt es Soldaten, die auf Befehl sofort aktiv werden, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie Unrecht tun. Doch der Mensch hat immer freie Wahl.
Ich bekomme immer wieder Feedback von Leser:innen, die sagen: «Das wusste ich vor der Lektüre des Buches nicht.» Wenn man zwei Monate lang ein Buch liest und in die Geschichte eintaucht, mit den Figuren im Bett und am Esstisch lebt, dann beschäftigt man sich tiefschürfender mit dem Thema, als wenn man in den Medien täglich Bilder sieht und über die Zahl der Toten liest. Das bleibt abstrakt und zufällig.
Sie geben in diesem Stück den Frauen die Schuld an der Misere, was aus feministischer Sicht hinterfragt werden kann … Im Stück «Herbst der Untertanen» wiederum geht es darum, wer unter den Frauen das Sagen hat. Die saloppe Sprache mit Flüchen und Schimpfwörtern wird von den Frauen benutzt, um sich gegenseitig fertigzumachen. Sprache ist in diesem Stück eine Waffe, die der Unterdrückung und der Manipulation dient.
Auf einer Seite können Werke über den Stalinismus als Archiv für zukünftige Generationen dienen, um die Komplexität vergangener Ereignisse zu verstehen. Was allerdings noch wichtiger ist: Was heute in Russland passiert und die Rolle von Wladimir Putin dabei – das ist eine Fortsetzung des Stalinismus. Es heisst nur anders.
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