«Ich habe lange nicht geweint. Aber es hat mich bittre Tränen gekostet, da ich mich entschloss, mein Vaterland jetzt zu verlassen, vielleicht auf immer. Denn was hab ich lieberes auf der Welt? Aber sie können mich nicht brauchen.» Am liebsten hätte Friedrich Hölderlin nämlich nicht nur für die Dichtung, sondern auch von ihr gelebt.
«Auf den gefürchteten überschneiten Höhen der Auvergne, in Sturm und Wildnis, in eiskalter Nacht und die geladene Pistole neben mir im rauhen Bette – da hab ich auch ein Gebet gebetet, das bis jetzt das beste war in meinem Leben und das ich nie vergessen werde.» Er fühle sich wie ein Neugeborener, der den Lebensgefahren entronnen sei, schreibt Hölderlin seiner Mutter, als er in Bordeaux angekommen ist.
Dass diese Erlebnisse alles andere als zur Stabilisierung seines labilen Zustandes beitrugen, versteht sich von selbst. Als Hölderlin schon nach zwei Monaten wieder nach Hause zurückkehrt, stellen einige Bekannte wie Karl Gok «deutlichste Spuren seiner Geisteszerrüttung» fest. 1805 gibt der in den Dichter verliebte Isaak von Sinclair zu Protokoll, «dass Hölderlin schon seit drei Jahren an Wahnsinn leidet».
In seinen letzten 36 Jahren hat der Dichter wenig geschrieben, was von Bedeutung ist, darunter so ergreifende Worte wie: «Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen,/ Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen,/ April und Mai und Julius sind ferne,/ Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne!» Und wenn die zahlreichen Gäste, die ihn besuchten, sich einige Zeilen von ihm wünschten, dann erfüllte er ihnen meistens den Wunsch.
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