Pierre Castan war Gerichtsmediziner. Jetzt lebt er in seinem Auto, übernachtet auf Autobahnraststätten. Denn an der Autobahn ist seine Tochter entführt worden. Das ist Monate her, die Eltern haben die Hoffnungen längst aufgegeben. Während die Mutter zu Hause mehr und mehr dem Wahnsinn anheimfällt, sucht Pierre, nicht weniger selbstzerstörerisch, Tag für Tag nach Spuren. Dann wird auf einer Autobahnraststätte wieder ein Mädchen entführt.
Rastplätze, Schnellimbisse, Tankstellen, Parkplätze, Motels, versiffte Grasstücke, Gebüsche, Mülltonnen entlang einer Autobahn in Frankreichs Süden an ein paar heissen Augusttagen bilden den «Asphaltdschungel» des deutschen Titels des Noir-Romans des Westschweizer Autors Joseph Incardona. Ein «Nichtort», wie es einmal heisst, «alles ist die ganze Zeit in Bewegung».
Anhand einer Reihe von Figuren haucht Incardona dieser trostlosen Welt der flüchtigen und weitgehend anonymen Begegnungen etwas ein, das nur knapp als Leben durchgeht. Triebtäter sind sie alle auf die eine oder andere Art. Nicht nur der Jäger Pierre. Nicht nur der Entführer und Mörder. Auch Gérard, der betrügerische Chef einer Reihe von Autobahnrestaurants.
Incardona seziert die Seelenwelt seiner Protagonisten. Neben fast filmisch geschilderten Szenen stehen lange innere Monologe. Es gibt seitenlange Passagen im Stakkato von Absätzen, die nur aus einem kurzen Satz, einem Satzfragment oder einem Wort bestehen. Man mag das stellenweise manieriert finden. Und manchmal nervt die Obsession des Autors für die Sexualität seiner Figuren.
Joseph Incardona: «Asphaltdschungel» . Aus dem Französischen von Lydia Dimitrow. Lenos-Verlag, Basel 2019. 339 S., 29 Fr.
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