Mit seinem kreativen Leben hält Milo Rau Schritt. Das ist, wenn man sich vor Augen führt, was der Mann alles gleichzeitig zu bearbeiten scheint, nicht ganz einfach. Eine gewisse Atemlosigkeit, die seltsamerweise nicht zur Verflachung der kommunizierten Inhalte führt, wohnt daher auch jeder Konversation inne, die man mit Rau dieser Tage führt.
Er mache „globale Kunst“, sagt Milo Rau, und das ist in seinem Fall ausnahmsweise keine eitle Selbstüberschätzung.
Es war, dies konzediert Rau, wohl auch ein wenig naiv, zu glauben, dass der kein Wort gegen Putin äußernde Currentzis und Lyniv im pazifistischen Doppelprogramm problemlos zusammengehen könnten. „Aber für mich steht dieser Wunsch, scheinbar unvereinbare Positionen zusammen zu bringen, im Zentrum meiner kuratorischen Arbeit.
Aber Rau scheint gut darin zu sein, den Druck, der auf seine Programmentscheidungen ausgeübt wird, in Energie umzuwandeln. „Ich find' es super, wenn es ein Echo gibt auf die Vorschläge, die ich mache. Ein befreundeter Performer spielte während der Pandemie ein Stück vor der Kamera, erst nach einer Stunde bemerkte er, dass sie ausgefallen war: Er hatte ins Leere gespielt, eine seltsame Erfahrung.
Der europäische Geist müsse im 21. Jahrhundert dazulernen und zur Abwechslung einmal zuhören, „so wie die ganze Welt uns 500 Jahre lang zugehört hat. Wir haben ja alles exportiert: vom christlichen Glauben bis zum Expressionismus, von atonaler Musik bis zur Popkultur, alles kommt aus dem Westen. Und jetzt strömen viele Dinge zurück, verwandelt oder völlig neu.
Es sei übrigens geplant, die Idee der Republik Wien 2025 fortzusetzen, sie sei „auf fünf Jahre angelegt“. Jetzt finde eben „die Transformation“ statt, eine Verfassung entstehe, danach kommen die Maßnahmenpakete, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Und dann sagt Rau einen ominösen Satz: „Mal schauen, ob ich dann noch da bin.
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