Die Internationale Energieagentur kam diese Woche im neuen „World Energy Outlook“ zu dem Ergebnis, dass die Welt viel zu wenig gegen die Erderwärmung tue – sowohl bei der Umstellung auf emissionsärmere Energieträger als auch bei der Steigerung der Energieeffizienz. Dasselbe meinte zwei Tage zuvor das Netzwerk Climate Transparency: Kein einziger G20-Staat sei auf Kurs, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu können.
Die Menschheit bekommt die überbordenden Treibhausgasemissionen also nicht in den Griff. Viele Klima-Aktivisten fragen sich daher, ob nicht noch viel grundlegendere Einschnitte in unser Wirtschaftssystem nötig wären. Manche üben dabei fundamentale Kritik am Kapitalismus, andere haben insbesondere den Welthandel im Visier.
Was würde passieren, würde man den Welthandel einschränken? Das hat sich kürzlich eine internationale Forschergruppe um Jintai Lin mit österreichischer Beteiligung im Detail angeschaut. In einem Szenario, in dem alle Zollsätze um 25 Prozentpunkte höher wären als derzeit, würden das weltweite Handelsvolumen um 32,5 Prozent zurückgehen, die globale Wirtschaftsleistung um neun Prozent und die CO2-Emissionen um 6,3 Prozent.
Die Zahlen sprechen also eine klare Sprache: Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen wären wesentlich größer als die erzielbaren Einsparungen bei den Emissionen. „Beschränkungen des Handels sind keine effektive Methode zur Senkung der Emissionen“, resümieren die Forscher. Viel sinnvoller wäre es, die weniger effizienten Länder dabei zu unterstützen, besser zu werden. In Zahlen: Würden Länder, die bei der Güterproduktion mehr CO2 ausstoßen, ihre Effizienz auf den globalen Durchschnitt verbessern, würden die weltweiten Emissionen um 24,2 Prozent sinken, ohne dass die Wirtschaftsleistung davon stark beeinträchtigt wäre.meinung@diepresse.
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