Darin schwärmt der Naturmystiker von „Bruder Sonne“ und „Schwester Mond“. In schönster Harmonie sind die Kräfte des Lichts geschlechtsspezifisch aufgeteilt. Im Deutschen wäre es indessen umgekehrt: „Schwester Sonne“ und „Bruder Mond“. Aber der Mann war eben Italiener.
„Fratelli d'Italia“. So hebt die martialische Nationalhymne an, mit der die Squadra Azzurra aufs Fußballfeld zieht, als gelte es, eine Schlacht zu schlagen. Von den „Brüdern Italiens“ leitet sich denn auch der Name der rechtsnationalistischen Partei „Fratelli d'Italia ab, die allerdings mit Giorgia Meloni eine Vorsitzende hat.
Davon ist der Vatikan freilich noch Welten entfernt. Am Todestag des Heiligen Franziskus wird der Papst nach Assisi reisen, um seine neue Enzyklika mit dem Titel „Fratelli tutti“ vorzustellen. Wir wollen dem Pontifex, dessen Vorfahren aus dem Piemont stammen, nichts unterstellen – aber „Alle Brüder“ negiert mehr als die Hälfte der Menschheit. Vielleicht hat er ja auch nur die Debatte über die „Heimat großer Söhne und Töchter“ verpasst.
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