Streit um Gräber aus der Nazizeit: Die Stadt, die Bahn und der Tod

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Ar­chäo­lo­g*in­nen haben in Bremen Skelette sowjetischer Zwangs­ar­bei­te­r:in­nen entdeckt – genau dort, wo eine Bahnwerkstatt entstehen soll.

Ausgrabungsstätte in in Bremen-Oslebshausen: Gerade wurden hier noch Skelette gefunden Foto: Kay Michalak/Fotoetage

Sie ist damit betraut, hier nach sterblichen Überresten zu suchen. Zwar sollten alle Opfer schon 1948 umgebettet worden sein. Gemeinsame Recherchen des Bremer Friedensforums und der Bürgerinitiative „Oslebshausen und umzu“ stellten das aber in Frage: Ein Oslebshauser Polizist schrieb 1946 in einem Bericht von 742 Gräbern – zwei mit Namen, 280 mit Nummern und 460 ohne nähere Informationen.

Die emotional geführte Auseinandersetzung ist politisch von hoher Symbolkraft. Es geht um die Spaltung zwischen armen und reichen Stadtteilen, um alte Arbeiterquartiere und urbane, linksgrüne Milieus, um die Glaubwürdigkeit der Politik überhaupt. Oslebshausen, tief im Westen der Stadt, wo einst viele Werften waren, ist heute von Lärm, Verkehr, Müll und Industrie besonders belastet.

In dem Grabungszelt der Archäologen auf der Reitbrake hat ein Bagger einen Gang aufgeschüttet, links davon reihen sich markierte Gräber aneinander, erkennbar an unförmigen dunklen Verfärbungen. Auf einem Tisch liegen Knochen, dazu eine Erkennungsmarke. Sie sind die einzige Möglichkeit, die Knochen zu identifizieren, sagt Halle. Sie will den Verstorbenen ihre Identität zurückgeben. Die Bahnwerkstatt ist nicht ihr Thema.

Die Strategie des Bremer Senates in Sachen Bahnwerkstatt „führt in ein Fiasko“, sagt Winge. „Er ist kurz davor, die Reputation Bremens zu beschädigen.“ Er verweist auf ein Rechtsgutachten zum humanitären Völkerrecht. Darin heißt es, dass der Status als Kriegsgräberstätte nur aufgehoben sei, „wenn aufgrund vorheriger Umbettungen keine sterblichen Überreste mehr in einer Stätte aufzufinden sind“. Das aber stimmt ja nun nicht mehr.

Auf einem unscharfen alten Luftbild des Russenfriedhofs zeigt Uta Halle auf dunkle und helle Flecken. Anhand derer wissen die Archäolog*innen, wo früher die Zaunpfosten gestanden haben müssen. Sie graben derzeit nur innerhalb des 3.500 Quadratmeter großen Kernfriedhofs, der vom Zaun umschlossen war.

 

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Dumm nur, niemand kommt um die Nazis herum.

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