Frank-Walter Steinmeier will mit seinem Gastgeber gerade die Halle des historischen Istanbuler Bahnhofs Sirkeci für einen Rundgang über die Anlage verlassen, da toben sie auf der anderen Seite der Gleise los: Etwa 30Menschen, mit Palästinenserflagge und allerlei selbstgebastelten Transparenten. »Mörder Deutschland «, das ist eine der wütenden Parolen, die sie brüllen.
Wie wichtig die Beziehungen zur Türkei sind, sieht man auch an den politischen Teilnehmern der Steinmeier-Reisegruppe: Staatssekretäre mehrerer Ministerien sind darunter – und Finanzminister und FDP-Chef. Dass er in Istanbul am ersten Reisetag immer mal wieder angestrengt auf sein Handy schaut, dürfte wohl mit den neuerlichen Ampel-Turbulenzen in Berlin zu tun haben, die seine Partei ausgelöst hat.
Wenn Steinmeier Politiker auf seinen Auslandsbesuchen trifft, kennt er sie meistens von früheren Visiten als Bundespräsident oder von seinen vielen Reisen als Außenminister. Mit İmamoğlu ist das anders: Dem Oberbürgermeister von Istanbul und Vertreter der oppositionellen CHP-Partei hat der Gast aus Berlin noch nie die Hand geschüttelt.
İmamoğlu weist in dem Delegationsgespräch, so wird berichtet, auf die Gemeinsamkeiten zwischen Steinmeier und ihm hin: Beide stammten aus kleinen Verhältnissen und hätten sich politisch hochgearbeitet, sagt er demnach. Der Bundespräsident wünscht seinem Gastgeber, so sagt er es später bei einem Statement vor dem Bahnhof sinngemäß, dass Erdoğan und seine Leute ihm keine Steine mehr in den Weg legen mögen.
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