Dass der Trick funktioniert, hat Deb im Labor gezeigt. Kleine Grillenmännchen, die sich ein Megafon bauten, zogen in seinem Experiment nicht nur mehr Weibchen an. Die Paarung dauerte auch länger, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie erfolgreich ist.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist das erstaunliche Verhalten der kleinen Grillenmännchen in vielerlei Hinsicht interessant. Zum einen ist es ein Beispiel für die Herstellung und den Gebrauch eines Werkzeugs durch ein Insekt. Biologen finden zwar immer mehr Beispiele für diese Fähigkeit, die lange Zeit als typisch menschlich galt, im Tierreich. Doch hat man sie bisher vor allem bei Tieren beobachtet, die als besonders intelligent gelten.
Zum anderen ist es ein Beispiel für Schummeln, wie man es etwa bei Menschen beobachtet, die beim Online-Dating ein falsches Profilbild haben oder ihr Alter verändern, um attraktiver zu erscheinen, als sie eigentlich sind. Die spannende Frage ist, wie ein solches Verhalten im Lauf der Evolution bei Grillen entstehen konnte.
Im Prinzip beherrschen alle Grillenmännchen der Art Oecanthus henryi den Megafon-Bau. Tatsächlich nutzen diese Fähigkeit aber nur etwa fünf Prozent, schreibt Deb. In seinen Experimenten konnte der Biologe zeigen, dass es vor allem kleine, körperlich benachteiligte Exemplare mit leisem Gezirpe sind, die sich die Mühe machen, einen Verstärker zu bauen.
Er geht deshalb davon aus, dass es sich bei dem Verhalten um eine so genannte alternative Reproduktionsstrategie handelt, die Grillenmännchen nur dann einsetzen, wenn sie mit der herkömmlichen Methode keine Chance haben. Oder anders gesagt: Nicht nur bei Menschen gibt es verschiedene Arten von Attraktivität.