Vor 100 Jahren hatte Kaffeemagnat Ludwig Roselius allen Grund zur Freude. im Februar 1924 war mit dem heutigen Haus des Glockenspiels das erste Gebäude der neuen Böttcherstraße fertiggestellt.Einige Herren vom Bauordnungsamt machten sich am 27. Februar 1924 auf den Weg in die Böttcherstraße. In ihrem Terminkalender stand die Schlussabnahme des Gebäudes Nr. 4/5, damals der neue Sitz der Bremen-Amerika-Bank, heute das Haus des Glockenspiels.
Dass das Roselius-Haus einmal der Ausgangspunkt einer vollständigen Erneuerung der Böttcherstraße als völkischer Meilenstein sein würde, war vor dem Ersten Weltkrieg in keiner Weise absehbar. Roselius selbst hat das ziemlich unumwunden eingeräumt.
Aber dann geschah etwas, das seinem Leben eine neue Richtung gab – Deutschland verlor den Ersten Weltkrieg. Das Kaiserreich ging sang- und klanglos unter, die Revolution von 1918/19 brachte die Weimarer Republik hervor. Bürgerkriegsähnliche Zustände erschütterten das Land, die Friedensbedingungen des Versailler Vertrags schockierten die Nation., schließlich dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch in München.
Von einer buchstäblichen"Wiedererrichtung" der Böttcherstraße konnte indessen keine Rede sein, nichts hätte Roselius ferner gelegen. Seine seltener gebrauchte Wendung von der"Neugestaltung" trifft es viel besser. Ihm schwebten aufeinander abgestimmte Idealbauten vor, die zwar alt wirken sollten, aber doch ein reines Fantasieprodukt waren – eine Stein gewordene völkische Vision.
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