Im Herbst ‘89, als der Literaturwissenschaftler Werner Henning plötzlich zum Politiker wurde, beschwor man den Bürgern der DDR Großes: Freiheit, Demokratie, Farbfernsehen für alle. Für viele brach auch eine Welt zusammen. Blühende Landschaften wurden eilig versprochen, Renditen, Reisen, Markenanzüge, die ganz großen Luftschlösser. Für Werner Henning begann ein neues Leben.
Drinnen riecht es nach dem neuen Eichenholzparkett, nach frischer Farbe. Am Fahrstuhl schrauben noch die Monteure. Werner Henning zeigt aus dem Fenster seines Dienstzimmers hinaus auf den Seitenflügel des Schlosses: „Mit den alten Schindeln haben wir damals begonnen, dann waren die Dachrinnen dran und in den letzten Jahren wurde das Gebäude komplett saniert”, sagt er, wiegt den Kopf und schweigt einen Moment. „Ich freue mich, dass ich mich mit diesem Schloss verabschiede.
Die Fußgängerzone von Heiligenstadt: Im Fachwerkhaus rechts befindet das Theodor-Storm-Museum, 50 Meter weiter hat Björn Höcke sein Wahlkreisbüro.im Ort, hielt Reden über Freiheit, die Würde des Einzelnen. Er beschreibt seine Ansprachen heute als wilde Mischung aus Bibelzitaten und dem Werk Lessings. Es soll wohl klingen, als habe er auch nicht recht gewusst, was er da tat, aber es klingt natürlich auch ein bisschen beeindruckend.
Nur 100 Meter entfernt vom Schlossberg befindet sich in Heiligenstadt das Wahlkreisbüro von Björn Höcke. Die Scheiben strahlen blau. Daneben befindet sich eine italienische Eisdiele.„Ich betrüge die Flüchtlinge nicht: Sie haben sich entschieden für eine Arbeitswelt. Arbeit ist hier etwas Tolles, das ist keine Strafe“, sagt er während der Fahrt zum nächsten Termin. Er schaut aus dem Fenster des Wagens, Baumwipfel ziehen vorbei.
All das führt dazu, dass jener Björn Höcke bei den Landtagswahlen im Herbst lieber in einen anderen Wahlkreis flieht. Hennings CDU ist im Eichsfeld zu stark. All das führt dazu, dass der Landrat im Kreistag, wo Höcke für die AfD sitzt, sagen kann: „Herr Höcke, jetzt reicht’s!“ Und dann reicht es auch. Dann ist der Höcke still. All das bringt dem CDU-Mann Lob über Parteigrenzen hinweg ein, selbst vom linken Thüringer Ministerpräsidenten.
Freundlich im Ton, hart im Inhalt: Werner Henning bei einer Fahrt in seinem Dienstwagen. Der Landrat blickt skeptisch auf die Politik und ihre Rituale.Ähnlich geht es Henning mit den Medien. Nein, er schimpft nicht über die Presse, aber wundern tut er sich schon manchmal. Seit er das mit der Bezahlkarte durchgesetzt hat, sei er mal der „Knallhart-Landrat“, mal der Unmensch. „Ich befinde mich in einem dauerhaften Rechtfertigungsmodus“, sagt Henning.
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