Gemeinhin wird Goethe die Schuld an der Italiensehnsucht der Deutschen gegeben. Das 1816 erschienene Werk „Italienische Reise“ muss wohl irgendwelche genetischen Veränderungen bei unseren Vorfahren verursacht haben. Amore und Dolce Vita sind jedenfalls hierzulande bis heute positive Schlüsselreize. Vielleicht hat auch der Berliner Terrakottawahn etwas damit zu tun. Eventuell ist der aber auch auf Schinkels Mist gewachsen.
Der preußische Hauptstadtarchitekt liebte jedenfalls die rötliche Keramik, die viele mit der italienischen Lebensart assoziieren und die immer auch ein bisschen kitschig wirkt. Im 19. Jahrhundert ließ Schinkel viele Fassaden mit Terrakotta gestalten. Auch das berühmte Gebäude seiner Bauakademie war mit irdenen Reliefs verziert. Möglicherweise ist es also Schinkels Schuld, dass heute kaum eine Straße inohne ein terrakottafarbenes Haus auskommt.
Terra cotta heißt „gekochte Erde“ auf Italienisch. Ein bisschen Erde im Mund kann das Kind schon vertragen, mögen manche meinen – ja, vielleicht das Kind. Aber nicht die Straße. Die sieht am besten mit Häusern in neutralen Tönen aus. Sollen sich die Leute doch einen Terrakottatopf mit Kräutern ins Fenster stellen, wenn es unbedingt sein muss. Aber ein ganzes Haus im Look eines Pflanzengefäßes wollen selbst die Italiener nicht.
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