Ein reich befrachtetes Abstimmungswochenende: Wahlplakate in Santiago, der Hauptstadt von Chile, wo neben dem Verfassungskonvent auch Regionalparlamente und Gouverneure zur Wahl stehen.Wenn junge Chilenen später einmal ihre Geschichtsbücher aufschlagen, wird darin wahrscheinlich auch von diesem Wochenende die Rede sein. Schwer gebeutelt von der Pandemie und einer tiefen gesellschaftlichen Krise, hält das südamerikanische Land an diesem Samstag und Sonntag Wahlen ab.
Statt die gesellschaftlichen Gräben zu schliessen, könnte die neue Verfassung sie sogar weiter aufreissen. Es wäre das traurige Ende eines der grössten demokratischen Erfolge, die es in Lateinamerika in den letzten Jahrzehnten gegeben hat.Dass überhaupt über eine neue Verfassung geredet wird, ist vor allem den Massendemonstrationen von 2019 geschuldet.
Die Verfassung stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet. 1973 hatte er den demokratisch gewählten Sozialisten Salvador Allende aus dem Amt geputscht und damit begonnen, Chile in ein konservativ-neoliberales Musterland umzubauen. Die Märkte sollten sich so frei wie möglich entwickeln, der Staat dagegen nur die absolut notwendige Grundversorgung gewährleisten. 1980 wurde dies in einer Verfassung festgeschrieben.
Firmen, Banken und Unternehmen ging es gut. Sie waren die grossen Profiteure der Verfassung. Selbst die Wasserversorgung ist in Chile privatisiert, zur Freude vor allem der grossen Agrarkonzerne. Die Landwirtschaft boomt. Während aber auf der einen Seite die Avocado-Plantagen und Weinreben prächtig gedeihen dank künstlicher Bewässerung, tröpfeln auf der anderen Seite in den Nachbardörfern oft nur noch dünne Rinnsale aus den Wasserhähnen.
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