Zehn Soldaten der deutschen Wehrmacht springen aus dem Gebüsch, das die Landstrasse säumt. Mit ihren Gewehren machen sie dem Fahrer und seinen Begleitern deutlich, den Wagen schleunigst anzuhalten. «Aussteigen, Ausweise her, wir werden alles durchsuchen», ruft einer der Soldaten. Es ist der Moment, den Adolphe Jung seit Monaten fürchtet: Sie sind aufgeflogen.
Diese Szenen dokumentierte der elsässische Chirurg Adolphe Jung in seinen Aufzeichnungen aus jener Zeit, die nun als Buch auf Deutsch erschienen sind. Er beschreibt darin, wie er den Alltag mit Sauerbruch an der Charité erlebte, und auch, wie der deutsche Mediziner in den letzten Kriegsjahren unter dem NS-Regime agierte.
Was für ein Arzt aber war Sauerbruch? Ein ungewöhnlich talentierter Chirurg, einer, der überragend schnell operierte. An einem Vormittag schaffte er oft vier oder fünf Operationen. Während dieser Eingriffe ging er allerdings harsch mit den Kollegen um. Er duzte alle Assistenten, warf junge Mediziner aus dem OP-Saal oder entliess sie gleich fristlos.
Bis zum Kriegsende im Mai 1945 harrten sie in der Charité aus. Wie die Chirurgen die letzten Kriegswochen erlebten, schreibt Jung in seinen Notizen vom 1. Mai: «Wir wussten nicht, dass die Reichskanzlei von den Russen eingenommen worden war und dass Hitler Selbstmord begangen hatte. Soll die Charité nun noch weiter verteidigt werden? Wir fürchten russische Vergeltungsmassnahmen. Kein Wasser. Das kann nicht mehr so weitergehen.
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