Bodo Ramelow steht im Zentrum, vor allem, wenn es um Aufmerksamkeit geht. Um zehn vor zwei betritt der Kandidat der Linken von Kameras umringt den Erfurter Landtag, um Nachfolger seines Nachfolgers zu werden als Regierungschef des kleinen Bundeslandes Thüringen. «Heute ist kein Tag der Prinzipienreiterei, heute ist der erste Tag zu einer neuen Stabilität.» Das Chaos sei schon gross genug, sagt Ramelow.
Die AfD hatte Stimmen für Ramelow zuvor ausgeschlossen. Anders als der Februar-Kandidat Christoph Kindervater wollte Höcke kein Strohmann sein. Am Dienstagabend hatten sich mehrere Hundert AfD-Anhänger mit Teelichtern und Deutschlandfähnchen vor dem Landtag versammelt. Man wolle «ein Licht für die Demokratie» entzünden, hiess es.
Es ist eine historische Zäsur. Dreissig Jahre nach der Wiedervereinigung arbeitet die CDU erstmals mit der Linkspartei zusammen, der Nach-Nachfolgerin der DDR-Staatspartei SED. Die Thüringer CDU verstösst damit gegen einen ausdrücklichen Parteibeschluss – allerdings nicht freiwillig, sondern in höchster Not. Sie tut es auch nicht offen, sondern verdeckt. Und erst im zweiten Versuch, nach vier Monaten Irrlauf.
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