Im Kampf gegen Mindestlöhne hat der Gastroverband erfolgreich die bürgerliche Mehrheit eingespannt – und auch im Bundesrat und im Wirtschaftsdepartement willfährige Helfer gefunden, die bereit sind, an den Grundpfeilern der Schweizer Demokratie zu rütteln.
Der Ständerat nimmt die Motion trotzdem an, mit 28 zu 16 Stimmen. Es ist ein erstaunlicher Entscheid, denn die Kantonsvertreter stellen sich damit gegen die kantonale Souveränität. Antworten darauf bietet die Korrespondenz zwischen dem Seco und dem Bundesamt für Justiz, die die Republik via Öffentlichkeitsgesetz eingefordert hat.
Mit der Zeit kommen offenbar bei den Bundesjuristinnen immer grössere Zweifel auf. Ende Oktober 2023 halten sie in einer E-Mail erneut fest, dass das Vorhaben «ernsthafte Schwierigkeiten» mit sich bringe, was die Verfassungsmässigkeit angehe, und machen einen neuen Vorschlag: eine Anpassung desder Bundesverfassung, der die Zuständigkeiten des Bundes im Arbeitsrecht regelt.
Markus Schefer, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Basel, findet das bedenklich. Das Bundesamt für Justiz sei in einer solchen Situation letztlich zu schwach. «Das Seco setzt sich über dessen Einschätzung hinweg. Mangels Verfassungsgerichtsbarkeit wäre es sinnvoll, die Position des Bundesamts für Justiz bei der Prüfung der Verfassungskonformität von Vorlagen zu stärken.
Einen beträchtlichen Teil seiner inzwischen zehnjährigen Amtszeit hat Casimir Platzer dafür aufgewendet, mit einer beispiellosen Vehemenz kantonale Mindestlöhne zu bekämpfen. Unter seiner Führung versuchten Arbeitgeberverbände deren Einführung in Neuenburg und Genf mit Einsprachen zu verhindern. Er wirft den Gewerkschaften vor, die Sozialpartnerschaft mit Mindestlöhnen zu torpedieren.
Klar ist auch: Der Nationalrat stimmte zehn Monate vor den nationalen Wahlen über den Vorstoss ab – also in einer Phase, in der es sich kein bürgerlicher Politiker mit den Arbeitgeberverbänden verscherzen will. Das tun wir. Wir wollen vom Gastro-Suisse-Präsidenten aber vor allem wissen, wieso er auf eine Gesetzesänderung pocht, die gegen die Verfassung verstösst.
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