Was im Zweiten Weltkrieg zur Verteidigung der Schweiz angelegt worden war, erweist sich immer stärker als eine Bedrohung für sie. Ein ungeborgenes, 1947 von einer Explosion verschüttetes Munitionsdepot bei Mitholz im Kandertal bleibt eine dermassen grosse Gefahr, dass es geräumt oder vollständig zugeschüttet werden muss. Es liegen 3500 Tonnen von Fliegerbomben, Minen, Artilleriemunition, Handgranaten und Treibladungspulver im Fels.
Die Bergung soll weit über eine Milliarde kosten, alleine die Vorbereitung darauf wird zehn Jahre dauern. Dabei wissen die Fachleute nicht einmal, was sie mit dem Material machen sollen. Früher schüttete man Hunderte von Tonnen Munition in einen See oder sprengte sie vor Ort. Beides geht heute nicht mehr. Zu Recht.
So holt uns die Vergangenheit wieder einmal ein. Dass die Schweiz 1940 nicht wissen konnte, wie der Krieg ausgehen würde, lässt sich nachvollziehen. Weit mehr irritiert, dass sie so lange brauchte, um die Explosionsgefahr bei Mitholz zu erkennen. Und zu realisieren, dass sie die lokale Bevölkerung umquartieren muss, weil sie nur so ihren Schutz garantieren kann.
Das Munitionsdepot von Mitholz wirkt in seinen Dimensionen extrem. Dabei passierte es immer wieder, dass in der Schweiz Entscheide getroffen wurden ohne Gedanken an die Folgen. So geschah es mit den unzähligen Sondermülldeponien, so geschah es mit dem krebsfördernden Asbest, und so geschieht es mit der Endlagerung von Atommüll; sie ist bis heute ungelöst.
Als die Schweiz ihre Munition bunkerte, dachte sie militärisch und nicht ökologisch – auch das ist historisch nachvollziehbar. Aber genau so, wie eine moderne Armee bei Umweltkatastrophen weit mehr nützte als mit Phantom-Manövern gegen einen imaginären Feind, muss sich das Land bei jeder Deponie, jedem Materiallager und jedem Grossbau überlegen, ob die Nachhaltigkeit gegeben ist.
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