Foto: Ullstein via Getty Images
Ein Strom von Streicher-Sechzehnteln wälzt sich durch den Raum, Bläserlinien winden sich darüber. Und nachdem der Chor dreial den Herrn angerufen hat, lässt auch er sich in diesen Sog hineinziehen, der einen zehn unendliche Minuten lang nicht mehr loslässt.je gespielt oder gesungen hat, wird diese Erfahrung nie wieder vergessen. Es ist, selbst für nicht religiös ausgerichete Gemüter, eine Erfahrung von Grösse und Wahrheit, von Kraft und Demut.
Am Karfreitag 1724 wurde diese Musik erstmals aufgeführt, in einem Gottesdienst in der Leipziger Nikolaikirche. In den Jahren danach hat Bach das Werk immer wieder umgearbeitet, hat Arien gestrichen oder hinzugefügt, Texte umformuliert, Choräle ausgetauscht, die Instrumentation erweitert, dann doch wieder aufs Original zurückgegriffen. Geistliche Musik war Gebrauchsmusik damals, Bach war es sich gewohnt, seine Werke den jeweiligen Umständen anzupassen.
r tat es in seinem ganz eigenen Stil, floskelfrei; nicht nur in der Todesszene klingt das ergreifend und schockierend zugleich. Gleichzeitig fügte er sich in den Chorälen ohne jede Eitelkeit in die Tradition – und schloss das so radikal begonnene Werk mit einem aus heutiger Sicht ziemlich süsslichen «Ach Herr, lass dein lieb Engelein». Auch das gehört zu dieser «Johannespassion», die im Vergleich zu Bachs noch berühmterer «Matthäuspassion» als weniger perfekt und ausbalanciert gilt. Gerade deshalb ist sie umso wahrer.
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