Der Gewinner des Deutschen Buchpreises Saša Stanišić nutzte seine Dankesrede, um sich „kurz zu echauffieren“, wie er Montagabend bei der Verleihung im Frankfurter Römer sagte: Er freue sich über seine Auszeichnung, doch „ein anderer Preis, der eine Spur wichtiger ist“, habe die Konzentration auf seine Freude gestört. Dass der Literaturnobelpreis heuer an Peter Handke ging, hat Stanišić wütend gemacht.
Schon auf Twitter bezeichnete Stanišić Handke als „Genozidrelativierer“ und reihte sich damit unter die vielen kritischen Stimmen, die den Nobelpreis für Handke ablehnen, weil dieser serbische Kriegsverbrechen verharmlose.
Er bezog sich wohl auf Handkes Essay „Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise“, in dem Višegrad vorkommt. Darin beschreibe Handke „Milizen, die barfuß nicht die Verbrechen begangen haben können, die sie begangen haben. Milan Lukić, der lebenslang hinter Gittern sitzt, erwähnt er nicht; er erwähnt die Opfer nicht; er sagt, dass es unmöglich ist, dass diese Verbrechen geschehen konnten. Sie sind aber geschehen.
„Verlogene Literatur" „Ich stehe da, um eine andere Literatur zu feiern“, so Stanišić. Er feiere „die anderen 50 Prozent“, namentlich Olga Tokarczuk, die zeitgleich mit Handke mit dem Nobelpreis für 2018 ausgezeichnet wurde. Er feiere eine Literatur, die „nicht zynisch ist, nicht verlogen, die uns Leser nicht für dumm verkaufen will."
Mit Verweis auf seine Schilddrüsenentzündung, die ihm gerade zu schaffen machte, schloss Stanišić seine Rede: „Lassen sie sich nicht anstecken - außer von guter, verkäuflicher und unverkäuflicher, Literatur."
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