Freie Bahn für Erdogan

Auch acht Jahre nach Beginn des Syrien-Krieges mit hunderttausenden Toten und Millionen Flüchtlingen ist kein Ende des Blutvergießens in Sicht. Neuer wahrscheinlicher Kriegsschauplatz sind die Kurdengebiete im Norden des Landes.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan plant schon seit geraumer Zeit eine Militärinvasion in Nordsyrien, doch die USA haben dies mit ihrer Militärpräsenz bislang verhindert. Am Sonntag gab Präsident Donald Trump seinem türkischen Amtskollegen überraschend grünes Licht für den Einmarsch, indem er den Rückzug der US-Truppen anordnete und Ankara freie Hand im Kampf gegen die bisher mit Washington verbündete Kurden-Miliz YPG gab.

Während die überrumpelten Kurden, die im Kampf gegen die Terrormiliz IS die Hauptlast getragen hatten, von Verrat sprachen und die US-Demokraten Trumps Kehrtwende in der amerikanischen Syrien-Politik als strategische Fehlentscheidung kritisierten, hatte es Trump mit der Umsetzung seiner Ankündigung offenbar eilig. Am Montag begannen die US-Truppen bereits mit ihrem ihren Abzug.

Eine türkische Armeeoffensive dürfte damit unmittelbar bevorstehen. Erdogan ließ bereits Panzer und schweres Kriegsgerät an der syrischen Grenze postieren, die türkischen Soldaten warten nur noch auf den Einmarschbefehl. Dieser wird für die kommenden Tage erwartet."Wir können jede Nacht ohne Warnung kommen", drohte Erdogan am Montag in Serbien vor Journalisten.

Ankara verfolgt mit der Invasion gleich mehrere Ziele. Zum einen fürchtet die Türkei, dass ein Erstarken der syrischen Kurden den Autonomiebestrebungen der Kurden im eigenen Land Auftrieb geben oder sogar Begehrlichkeiten nach einem grenzüberschreitenden Kurdistan laut werden lassen könnte.

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