Zu den ungeschriebenen Postulaten aktueller Burgtheater-Philosophie zählt, dass potenziell gewalttätige polnische Prinzen aus barocken spanischen Stücken in den Kohlenkeller gesperrt werden. Das passt gut zu unserem Land, mit einer ähnlichen Geschichte geriet es vor wenigen Jahren weltweit in die Schlagzeilen.
Kušejs Interpretation von „Das Leben ein Traum“ entlarvt Machtmechanismen mittels Dystopie. Der Stimmung nach könnte diese Aufführung als Zombiethriller durchgehen. Vom gegenreformatorischen Lehrstück, das diese „Comedia“ ebenfalls ist, von den Elementen, die Bedrohliches aufhellen, bleibt wenig übrig.
Wovon handelt das während des Dreißigjährigen Krieges verfasste Drama des Madrider Adeligen? Die Vorgeschichte: Basilius , König von Polen, glaubt an die Deutungshoheit der Sterne. Sie sagen für seinen Sohn Sigismund Böses voraus. Die Mutter stirbt bei der Geburt. Aus Angst, dass der Sohn, wie prophezeit, zum Tyrannen wird, lässt ihn der Vater in einen Turm sperren. Der Adelige Clotald dient ihm als Lehrer.
Die Jahre vergehen. Da besinnt sich der König, gibt dem Nachwuchs eine Chance. Sigismund wird in Schlaf versetzt und ins Schloss gebracht. Man will sehen, ob er sich an einem einzigen Tag als König bewähren könnte. Andernfalls würde er wieder betäubt und in den Turm gebracht. Der Tag als Herrscher und in Freiheit soll ihm gnädig nur als Traum erscheinen. Er versagt, erweist sich als mordlustiges, lüsternes Tier, muss zurück in die Haft.
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