Wo Hoffnung besteht: Die Revolte und die blutige Niederschlagung im berüchtigten Evin-Gefängnis kann noch zum ernsten Problem für das Theokraten-Regime werden. Ein Kommentar SZ
Der Ayatollah unter dem Apfelbaum, das ist eines der frühen Bilder der islamischen Revolution. Der graubärtige Ruhollah Chomeini wurde in den letzten Monaten seines Exils in einem Vorort von Paris zum Medienstar. Der schiitische Theologe empfing Mitstreiter, Diplomaten und Journalisten in Neauphle-le-Château im Garten seines Hauses, unter besagtem Apfelbaum sitzend.
Heute nimmt die Welt wieder Anteil an Iran. Der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini, die in der Gewalt der Sittenpolizei starb, die Schüsse auf Demonstranten, Frauen in der ersten Reihe, zwei junge Instagrammerinnen, die offenbar von Polizisten erschlagen wurden: Außenstehende können nicht helfen, aber sie stärken den Protestierenden den Rücken.
Weit wichtiger ist, was im Land geschieht. Der Brand im Evin-Gefängnis wirft ein Schlaglicht auf die Brutalität, mit der das Regime antwortet. Seit Jahrzehnten sitzen politische Gefangene in der berüchtigten Haftanstalt ein; offenbar werden auch viele der Protestierenden dorthin verschleppt. Die Schüsse, Explosionen und der Brand in Evin deuten daraufhin, dass die Häftlinge eine Gefängnisrevolte versucht haben.