Ingo Loebner führt den ältesten Spielzeugladen Deutschlands in zwölfter Generation. Das Internet? Ist für ihn kein Feind, es hilft beim Überleben.
Ingo Loebner ist der aktuelle Chef des Spielzeuggeschäfts in Torgau, gegründet im Jahr 1685 Foto: Charlotte SattlerThomas Gerlach 22.12.2022, 16:08 Uhr
Wer im Geschäft Museales erwartet, alte Lampen, Prunktüren, antikes Spielzeug, wird enttäuscht. In den Regalen reihen sich bis an die Decke Modellbaukästen. Am anderen Ende sind Traktoren geparkt, Mähdrescher, Mähwerke und Pflüge. Nebenan der Zoo, bevölkert von plüschigen Hamstern, Tukanen, Waschbären, Igeln. In Sichtweite grinsen Sandmännchen. „Sandmann, ganz großes Thema, inzwischen auch im Westen“, sagt Loebner. Er freut sich.
Jetzt sind die Lieferwege stabiler, nun fehlt den Kunden das Geld. Die Inflation, lange eine ferne Erinnerung, ist zurück. Die Loebners kennen sich mit Geldentwertung aus, mit Kaufzurückhaltung ebenfalls. Am 8. Dezember 1923 registrierte die Kasse Einnahmen von 3,6 Billiarden Mark – Rekord. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise 1932 zählte die Kasse am Abend 18,22 Mark, ebenfalls Rekord.
Eigentlich ist es auch das älteste Spielwarengeschäft der Welt, sagt Loebner plötzlich. Aber die Beweislage: schwierig. Das Guinness-Buch der Rekorde habe eine lückenlose Dokumentation der Geschäftsübergaben gefordert, die Loebner nicht liefern kann. „Damals ging das doch per Handschlag“, er ereifert sich kurz, aber was will man machen. So erhielt Hamley’s in London den Ritterschlag von Guinness als „ältestes Spielwarengeschäft der Welt“.
Mit dem Onlinehändler ist Ingo Loebner eine schicksalhafte Verbindung eingegangen. Begonnen hat sie 2013 mit einer Anfrage, beim Market Place von Amazon mitzumachen. Man merkt, wie froh Loebner 12 heute noch ist, dass er gemeinsam mit Loebner 11 – sein Vater Jörg war damals noch Eigentümer – das Angebot angenommen hat.
1685 wurde das Geschäft gegründet. Ingo Loebner will die Familiengeschichte bewahren Foto: Charlotte Sattler Als Kaufmann müsse man mit allem handeln können, sagt Loebner. Es gehe vor allem um Zahlen, um Einkaufspreise, Verkaufspreise, Gewinnmargen, Kosten, dazu kommen Trends, die man beobachten muss. „Der Kaufmann liegt mir im Blut“, sagt Loebner. „Ich kann Schuhe verkaufen, Autos, Herrenbekleidung.“ Als Kind stand er schon im Laden. Allerdings hat Ingo Loebner sein Glück erst einmal woanders gesucht.
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