Rund um die Uhr in der Kita, Besuch bei den Eltern nur am Wochenende: Etwa eine halbe Million Kinder durchliefen in der DDR das System der Wochenkrippen. Einige leiden darunter ihr Leben lang.
, eine Musikpartitur und mehrere Doktor- und Masterarbeiten sind an mehreren Universitäten in Arbeit. Darüber hinaus gibt es seit wenigen Monaten Selbsthilfegruppen in Dresden, Leipzig, Schwerin und Berlin.Die Wucht des Themas zeichnet sich gerade erst ab. Denn die Debatte ist keinesfalls historisch, sondern sehr aktuell.
“ im Fernsehen sah – die Idee dazu hatte der Filmemacher Steffen Hengst, selbst ehemaliges Wochenkind –, und dachte: Scheiße, das bin ja ich. „Der Film hat ganz viel bei mir angestoßen“, sagt Palm, Jahrgang 1963. „Bis dahin dachte ich, ich war in der einzigen Wochenkrippe, die es in der DDR gab.“, ehemaliges Wochenkrippenkind
Erzieherinnen beim Spaziergang mit ihrer Gruppe in der sächsischen Stadt Niesky. Damit sie nicht auf die Straße laufen können, wurden die Kinder angeleint. Sicherheit und Sauberkeit waren die wichtigsten Aspekte in den Krippen.Die Psychiaterin Agathe Israel, geboren 1949 in Thüringen, ist eine der wenigen Expertinnen, die ehemalige Wochenkinder therapieren.
ist eine gute Mutter, so war das Bild Anfang der 60er Jahre“, fasst er zusammen. „Doch die Wochenkrippe war ein massiver, man könnte auch sagen brutaler, Einschnitt in die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Das Wissen darum wurde nicht nur ignoriert in der DDR, sondern unterdrückt, wie man den Akten aus den 60er Jahren entnehmen kann. Man wusste sehr genau, was man tat und was man den Kindern antut.
„Wir haben jetzt einfach 30 Jahre Abstand zum Ende der DDR. Das ist ungefähr eine Generation, da kann man anders anfangen, diesen Staat zu historisieren, als man es noch vor 20 Jahren konnte. Mit Blick auf die DDR halte ich das nicht für zufällig, und mit Blick auf dashalte ich es auch nicht für zufällig. Wir haben ein gesellschaftlich stark gestiegenes Interesse an den ersten Lebensjahren, um das Jahr 2000 herum hat es keinen Menschen interessiert.
Sie entwickelte ein Projekt mit Wochenkindern und suchte über Zeitungsannoncen Betroffene. „Die Reaktionen waren massiv, noch heute bekomme ich Anfragen, obwohl das Projekt längst abgeschlossen ist.“ Das Konzept schickte sie der Kunsthalle Rostock. Die Hafenstadt hatte sehr viele Wochenkrippen, für die Kinder der Arbeiter in den Werften, der Reichsbahn, der Fischkonservenfabrik.
Während es vielen Wochenkindern ein Bedürfnis ist zu reden, verweigern fast alle anderen Beteiligten das Gespräch darüber: die Erzieherinnen und die Mütter. „Die Erzieherinnen sagen: Wir haben uns toll gekümmert“, sagt Heike Liebsch. „Unbenommen. Aber das ändert nichts daran, dass die Kinder gelitten haben.“ Und die Mütter sagen, so hört sie es immer wieder von Betroffenen: „Lass doch mal die Vergangenheit ruhen. Lass doch mal gut sein.
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