Der Mann, der da im Jahr 1897 in einer Klosterzelle bei Budapest sitzt, ist mehr tot als lebendig: Sein Schädel ist kahl, sein Kopf von seltsamen Wunden übersät, sein Blick wirr, wenn nicht gar irre. Er hat eindeutig etwas Schreckliches hinter sich. Ihm gegenüber sitzt eine Nonne.
Bram Stokers blutsaugender Graf hat als Vorlage für diverse Kunstformen gedient. Die neue Verfilmung bedient sich großzügig jedes Genres und scheut vor allem auch nicht vor Trash zurück. Das Blut spritzt und tropft, der Nebel wabert, und so eindrucks- und architektonisch kunstvoll wie dieses düstere Labyrinth dürfte der transsilvanische Stammsitz des Grafen, an den es den englischen Rechtsanwalt Jonathan Harker verschlägt, selten in Szene gesetzt worden sein.
Um ebendiesen Harker handelt es sich bei jenem Untoten in der Klosterzelle, der seine Erlebnisse der schlagfertigen, kühl-agnostischen und spöttischen Schwester Agatha erzählt. Agatha ist Draculas ebenbürtige, weil kluge, hellsichtige und furchtlose Antagonistin. Diese Konstellation und das großartige Spiel der beiden Hauptdarsteller hält den Dreiteiler in Schwung, gibt ihm vor allem dialogischen Witz, der keine Zote auslässt .
Claes Bang ist ein brillanter Dracula, er zeigt auf engem Raum das Elegante und das Böse, das Monströse und das Humoristische. Er ist ein verführerischer Parleur, ein Bonmots hervorsprudelnder Dandy und eine Projektionsfläche der Sehnsüchte, ein Gourmet noch dazu – und doch lauert unter dieser kultivierten Oberfläche der archaische Blutdurst, der jederzeit ausbrechen kann.
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