Werders Ex-Manager zum Hoeneß-Abschied: Lemke: Bayern ohne Uli? Kein Problem!

Lud Uli Hoeneß (l.) 2016 zu seinem 70. Geburtstag ein: Willi Lemke

Lud Uli Hoeneß (l.) 2016 zu seinem 70. Geburtstag ein: Willi Lemke

Foto: gumzmedia
Von: Lena Wurzenberger

Ihre Feindschaft prägte viele Jahre die Bundesliga. 2016 gab es dann die große Versöhnung zwischen Willi Lemke (73), bis 1999 Erfolgs-Manager bei Werder, und Uli Hoeneß (67), 40 Jahre Macher, Präsident und Oberhaupt des FC Bayern.

In BILD spricht Lemke über den Hoeneß-Abschied.

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BILD: Herr Lemke, wie ist momentan Ihr Verhältnis zu Uli Hoeneß?

Lemke: „Ich habe ein sehr entspanntes Verhältnis zu Uli Hoeneß. Ich hatte in den 35 Jahren bei Werder Bremen (von 1981 bis 2016, d.Red.) immer ein sehr stressiges Verhältnis zu ihm. Da habe ich ihn wirklich nicht gemocht. Das war auch keine Spielerei oder sonst was, sondern wir konnten uns wirklich nicht leiden. Wir haben beide mit geballter Kraft unsere Vereine vertreten, sind immer wieder aneinandergeraten, bis zu unserer Versöhnung 2016. Uli war auch bei meinem 70. Geburtstag mit dabei. Darüber habe ich mich sehr gefreut.“

BILD: Wann hatten Sie zuletzt Kontakt?

Lemke: „Wir haben lange nicht mehr persönlich gesprochen. Ich habe ihn nach dieser unsäglichen Pressekonferenz zum Thema „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ öffentlich kritisiert. Ich war einfach enttäuscht von ihm, weil ich einen anderen Uli Hoeneß kennengelernt habe. Das war vielleicht ein Fehler. Ich hätte ihn direkt anrufen sollen. Deshalb ist er glaube ich sauer und auch nicht wie sonst in unsere Loge gekommen bei unseren Heimspielen gegen die Bayern. Ich habe ihn aber immer grüßen lassen über Rummenigge oder andere.“

BILD: Was kommt Ihnen zuerst in den Sinn, wenn Sie an Uli Hoeneß denken?

Lemke: „Das Foul von Klaus Augenthaler an Rudi Völler 1985. Augenthaler geht mit gestrecktem Bein in den Zweikampf und trifft Völler an der Leiste. Daraufhin war er monatelang verletzt – und das genau in der Saison, in der wir fast Deutscher Meister geworden wären. Die Bayern haben da

nn gesagt, Völler wäre selbst schuld, wenn er so schnell und dynamisch in einen Zweikampf mit einem Bayern-Abwehrspieler gehen würde. Das war der Auftakt einer großen Männer-Feindschaft…“

BILD: Wegen was hatten sie beide den größten Krach?

Lemke: „Wir hatten so viele! Ich weiß noch, wie Otto Rehhagel morgens immer sämtliche deutsche Sportzeitungen durchlas und dann bei Werder zu mir meinte: ‘Herr Lemke, Sie müssen die Kalaschnikow wieder rausholen. Der Hoeneß hat schon wieder das und das gesagt.‘ Und so ging das immer hin und her.“

BILD: Ihr schönstes Erlebnis mit Hoeneß?

Lemke: „Uli hatte mich 2016 zu Käfer eingeladen und wir haben Brüderschaft getrunken, ein wunderbares Spargelessen gehabt und einen tollen Weißwein getrunken. Das hat mir sehr gut gefallen. Dabei hat er mir auch das Du angeboten und war dann auch zu meinem 70. Geburtstag erschienen.“

BILD: Können Sie sich einen FC Bayern ohne Uli Hoeneß vorstellen?

Lemke: „Das kann ich mir ohne Probleme vorstellen. Das müssen wir alle noch kapieren und das wird auch für ihn noch zu kapieren sein. Du darfst dir nie einbilden, dass du etwas bist, was nicht ersetzt werden kann.“

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BILD: Was wünschen Sie Hoeneß?

Lemke: „Auf jeden Fall, dass er gesund bleibt und versucht, loszulassen. Er muss seine neue Rolle finden, er kann ja noch beratend zur Seite stehen. Aber da muss er aufpassen: Die Ratschläge von alten Männern werden nicht überall gerne gesehen. Es wird ihm schwerfallen, wenn es schlecht läuft und er es keinem sagen kann. Wenn er reingrätscht, schwächt das die Führung und bringt Unruhe.“

BILD: Glauben Sie, dass er sich zu 100 Prozent raushalten kann?

Lemke: „Es wird ihm schwerfallen. Er wird demnächst garantiert immer noch zehn Anrufe am Tag bekommen, wo die Leute ihn bedrängen, in den Doppelpass zu kommen, zu kommentieren oder andere Dinge zu machen. Wenn Uli clever ist, dann hält er sich raus und lässt es laufen. Es ist absolut der richtige Zeitpunkt und der richtige Schritt. Mein dringender Rat: Verbring viel Zeit mit deiner Familie. Deine Kinder und Enkelkinder sind mit Sicherheit Jahrzehnte zu kurz gekommen. Ich weiß, wovon ich spreche. Und engagiere dich weiterhin in sozialen Projekten. Das werden dir die Menschen nicht vergessen. Sport und Fußball sind sehr wichtig, sie sind aber nicht das Wichtigste im Leben.“

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