Laut Prognosen wieder stärkste Kraft in Kanada, aber …: Liberale um Trudeau verlieren absolute Mehrheit

Trudeau gab in Begleitung seiner Familie seinen Stimmzettel ab

Trudeau gab in Begleitung seiner Familie seinen Stimmzettel ab

Foto: Minas Panagiotakis / AFP

So knapp, wie es die Umfragen vorausgesagt haben: Die Liberalen von Ministerpräsidenten Justin Trudeau (47) sind bei der Parlamentswahl in Kanada zwar erneut stärkste Kraft geworden, haben ihre absolute Mehrheit aber verloren.

Das prognostizierte der öffentliche TV-Sender „CBC“ am Montag (Ortszeit). Die Prognosen sahen die Liberalen in rund 145 der 338 Wahlkreise vorn. Die Konservativen lagen ihrerseits in rund 107 Wahlkreisen vorn.

Die Liberalen setzten sich demnach bei der Wahl deutlich gegen die Konservativen von Herausforderer Andrew Scheer durch, errangen die meisten Sitze. Die absolute Mehrheit wurde aber verpasst. Trudeau müsste demnach eine Minderheitsregierung bilden.

▶︎ Trudeau ist dabei auf die Duldung durch kleinere Parteien angewiesen. Unter ihnen waren die Sozialdemokraten von Jagmeet Singh zuletzt im Aufwind. Sie stehen wie die Grünen den Liberalen politisch näher. Auch die erstarkte Regionalpartei Bloc Québécois könnte am Ende ausschlaggebend sein. Bei der letzten Parlamentswahl 2015 hatte Trudeau eine absolute Mehrheit von 184 Mandaten gewonnen. Der Verlust der absoluten Mehrheit schien bereits vor der Öffnung der Wahllokale ausgemachte Sache. Rund 27,4 Millionen Wahlberechtigte waren zur Stimmabgabe aufgerufen.

In den vergangenen Monaten sorgte Trudeau mit Skandalen für Aufsehen: Zunächst wurde bekannt, dass er Ermittlungen gegen das kanadische Unternehmen SNC-Lavalin wegen Bestechung in Libyen unterdrücken wollte – eine Ethikkommission bescheinigte ihm falsches Verhalten. Im September dann tauchte ein 20 Jahre altes Bild auf, das Trudeau mit dunkel geschminktem Gesicht – verkleidet als Aladdin – auf einer Party zeigte. Der Ministerpräsident entschuldigte sich für sein „rassistisches“ Verhalten.

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