In Halle in Sachsen-Anhalt sind nach Angaben der Polizei auf offener Straße Schüsse gefallen und zwei Menschen getötet worden. Ein Mann sei in einem Imbiss erschossen worden, eine Frau in der Humboldtstraße in der Nähe des Jüdischen Friedhofs, sagte eine Polizeisprecherin. Mehrere mutmaßliche Täter sind laut der Behörde mit einem Auto auf der Flucht. Eine Person wurde festgenommen.

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Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe übernahm die Ermittlungen. Die oberste Anklagebehörde wird tätig, wenn durch Ereignisse die Belange der inneren Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland betroffen sind. Das trifft regelmäßig auch bei Vorfällen zu, die als Terrorismus eingestuft werden.

Die Stadt Halle warnte die Bevölkerung unter anderem über eine Warn-App wegen "Schusswaffengebrauch im Stadtgebiet" und bat sie darum, in Gebäuden zu bleiben und sich von Türen und Fenstern fernzuhalten. Unter der Nummer 115 wurde ein Bürgertelefon eingerichtet. "Wir sind momentan mit starken Kräften im Stadtgebiet von Halle unterwegs", twitterte die Behörde. Mehrere Straßen sind gesperrt, wie lokale Medien berichten.

Auch an mindestens einem weiteren Ort fielen Schüsse: Bestätigt ist durch die Behörde ein Schusswaffengebrauch im 15 Kilometer entfernten Landsberg, östlich von Halle. Auch hier warnte die Behörde, Gebäude und Wohnungen nicht zu verlassen und von Fenstern und Türen fern zu bleiben. "Suchen Sie sofort eine Deckung auf. Meiden Sie Glasflächen", hieß es.

Auf dem Jüdischen Friedhof befindet sich in einem alten Friedhofsgebäude auch die Synagoge von Halle. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, sagte ZEIT ONLINE: "Wir gehen von einem Anschlag gegen die Synagoge aus. Aber der Täter hat es nicht geschafft, rein zu kommen". Das derzeit in der Synagoge laufende Gebet führe man weiter. Heute endet Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag.  

Am Nachmittag kamen Polizeikräfte in die Synagoge, um mit dem Rabbiner zu sprechen. 

Die Stadt Halle richtete einen Krisenstab ein. Oberbürgermeister Bernd Wiegand habe "den Stab für Außergewöhnliche Ereignisse einberufen", teilte die Stadt mit. Wiegand sprach von einer "Amoklage".

Die Deutsche Bahn hat den Bahnhof Halle gesperrt. Reisende müssen ersatzweise in Leipzig aus- und einsteigen.    

Auch außerhalb von Halle werden die Schutzmaßnahmen verstärkt: "Aufgrund der aktuellen Ereignisse in Halle erhöhen wir die Schutzmaßnahmen für die Dresdner Synagoge und den jüdischen Friedhof", zitierte die Bild einen Polizeisprecher. In Leipzig stehen einer dpa-Reporterin zufolge Polizisten vor der Synagoge in der Innenstadt, teils mit Maschinenpistolen bewaffnet. 

In Berlin äußerte sich ein Regierungssprecher betroffen über die Ereignisse. Die Bundesregierung hoffe, dass der Täter oder die Täter schnell gefasst würden, sagte er. Die Gedanken gingen "an die Freunde und die Familien der Todesopfer", sagte er.