Kleines Sonntagsrätsel gefällig? Wer hat Folgendes gesagt und was ist damit gemeint: "Wir haben natürlich anhand der Geschichte in Athen darüber gesprochen. Ich glaube nicht, dass es irgendetwas gibt, und ich glaube auch nicht, dass diese Bezüge dazu führen sollten, dass er nicht diese Aufgabe weitermacht, die er hat."
a) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über den Streit mit ihrem damaligen Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Sachen Rettungsprogramm für Griechenland
b) Platon im Dialog mit Sokrates über die Frage nach der Existenz einer höheren Instanz und was das für den Fortbestand des irdischen Philosophen bedeutet
c) Otto Rehhagel über ein Telefonat mit Angelos Anastasiadis, einem seiner Nachfolger als Trainer der griechischen Nationalmannschaft, nach der 0:1-Heimpleite gegen Estland in der Nations League

Richtige Antwort: d) AfD-Partei- und Fraktionschef Alexander Gauland im ARD-Sommerinterview auf die Frage, ob er mit Andreas Kalbitz, seinem einstigen Stellvertreter und jetzigen Nachfolger als Brandenburger Partei- und Fraktionschef, über dessen jahrzehntelange Karriere in rechtsextremen Netzwerken geredet habe.

Wobei Tina Hassel (WDR), die das Interview als Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios führte, sich um eine klare Einordnung von Kalbitzens Aktivitäten in der Vergangenheit drückte. Abgesehen davon präsentierte sich die Fernsehjournalistin allerdings spürbar wacher und genauer als während der Berichterstattung von den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg vor zwei Wochen.

33 Fragen (inklusive Nach- und Zuschauerinnenfragen) stellte sie Gauland in den knapp 20 Minuten, die für das ARD-Sommerinterview zur Verfügung stehen. Gemessen an den sonstigen Formaten, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Politikvermittlung widmet, ist das viel. Um die Inhalte und Positionen dieser Partei zu ergründen aber immer noch zu wenig, weil gerade Gaulands rhetorische Ausflüchte mitunter ein – zugegeben mühsames und kleinteiliges – viertes, fünftes oder sechstes Nachfragen erforderten, um überhaupt zu so etwas wie Erkenntnis durchzudringen.

Das ließ sich etwa an der Frage zur Formulierung seines Parteifreundes Björn Höcke vom "Denkmal der Schande" sehen. Gaulands Wischiwaschi-Replik ("Nicht alles, was Herr Höcke sagt, ist immer auch meine Meinung, aber man muss auch sagen, dass Höcke immer wieder fehlinterpretiert wird") schloss mit dem Befund: "Es ist das Mahnmal unserer Schande." An dieser Stelle wäre es naheliegend gewesen, Gauland zu fragen, ob er damit nicht selbst macht, was er Kritikern vorwirft, nämlich Höcke fehlzuinterpretieren – wenn er seinem Parteifreund hier unterstellt, dieser meine die "Schande" als Auftrag, sich der deutschen Verantwortung für den Holocaust zu stellen. Denn Höcke strebt, wie aus dem Kontext des Zitats unbestreitbar hervorgeht, eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" an.

Dass Hassel fast zwei Fragen pro Minute an Gauland stellen konnte, hatte seinen Grund freilich auch in der, milde gesagt, begrenzten Auskunftsfreudigkeit des AfD-Partei- und Fraktionschefs. Was zum einen ziemlich schwach ist vor dem Hintergrund des ewigen Lamentos der Partei, es werde doch versucht, "uns auszugrenzen vom politischen Diskurs" (so Gauland auch bei dieser Gelegenheit). Gaulands Performance unterstrich vielmehr, dass seine Partei weder gewillt noch in der Lage ist, am politischen Diskurs in seiner demokratischen Form teilzunehmen. Und was zum anderen zeigt, wie hohl der Gründungsmythos von der angeblich so anderen, unbequeme Wahrheiten nicht scheuenden Partei ist. Statt "Klartext" zu sprechen, vermied Gauland eindeutige oder auch nur verständliche Aussagen. Oder er widersprach sich selbst, wie als er behauptete, die AfD sei "grundsätzlich" gegen Subventionen, er sodann aber "Staatshilfen" (also Subventionen) bei der energetischen Sanierung von Häusern forderte.