Hongkong-Aktivist sprach mit Außenminister beim BILD-Fest: China verärgert über Treffen von Maas mit Wong

„Akt der Respektlosigkeit“ ++ Auswärtiges Amt weist Kritik zurück

Der Hongkonger-Freiheitskämpfer Joshua Wong (l.) im Gespräch mit dem deutschen Außenminister Heiko Maas auf dem BILD-Fest im Reichstag

Der Hongkonger-Freiheitskämpfer Joshua Wong (l.) im Gespräch mit dem deutschen Außenminister Heiko Maas auf dem BILD-Fest im Reichstag

Foto: HANNIBAL HANSCHKE / Reuters

Während der Empfang für Freiheitskämpfer Joshua Wong (22) in der deutschen Hauptstadt sehr herzlich ausfiel, ist China sauer.

Der Hongkong-Held wurde am Montagabend in Berlin auf dem BILD100-Fest im Dachgarten-Restaurant des Bundestags gefeiert. Er traf dort auf den deutschen Außenminister Heiko Maas (52, SPD) und sprach mit ihm. China reagiert verärgert über das Treffen von Maas mit Wong.

Das chinesische Außenministerium habe gegen das Treffen Beschwerde eingelegt, teilte eine Ministeriumssprecherin am Dienstag in Peking mit. Laut der Nachrichtenagentur AFP sprach China von einem „Akt der Respektlosigkeit“.

Joshua Wong zu Gast bei BILD100„Hongkong ist das neue Berlin“

Quelle: BILD

Eine Ministeriumssprecherin sagte am Dienstag in Peking, man sei „extrem unzufrieden und vehement dagegen“, dass Wong nach Deutschland einreisen konnte und ihm erlaubt worden sei, den Außenminister zu treffen.

▶︎ Das Auswärtige Amt hat die Kritik aus China über eine Begegnung von Bundesaußenminister Heiko Maas mit dem Hongkonger Aktivisten und Regierungskritiker Joshua Wong zurückgewiesen. Treffen mit Mitgliedern der Zivilgesellschaft seien ein ganz normales Verfahren, hieß es im Außenministerium am Dienstag auf Anfrage. Maas habe schon am Montag darauf verwiesen, dass sich die Bundesregierung immer für Meinungsfreiheit einsetze.

▶︎ Auch Joshua Wong verurteilt die Reaktion der chinesischen Regierung. Er sagte zu BILD: „Wieder eine weitere rätselhafte Äußerung des chinesischen Außenministeriums, mit der andere Länder bedroht werden. Das ist der erste Fall in den letzten Tagen. Früher hat China schon Druck auf die portugiesische Regierung wegen des Besuchs von Kardinal Joseph Zen, der ein Symbol des Gewissens ist, ausgeübt.“

Der Wong-Appell beim BILD-Fest der Freiheit

Wong war als Ehrengast auf dem BILD-Fest eingeladen. Er kämpft in Hongkong für faire Wahlen, gegen den wachsenden Einfluss Chinas. Zunächst hatten ihn die Behörden am Abflug in Hongkong gehindert. Begründung: angebliche Verstöße gegen Kautionsauflagen. Dabei hatte ein Gericht die Reise nach Deutschland genehmigt.

Der inzwischen weltberühmte Freiheitskämpfer landete kurz vor 22 Uhr auf dem Flughafen Tegel.

Beim BILD-Fest angekommen, wurde Wong von den prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft frenetisch gefeiert.

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In einer kurzen Rede sagte der Hongkong-Held:

„Ich danke BILD für die Einladung. Sorry, dass ich so spät komme. Vor 36 Stunden wurde ich noch in einer Polizei-Station festgehalten. Ich wurde bereits acht Mal festgenommen und habe Hundert Tage im Gefängnis verbracht. Der Preis, den ich zahle, ist klein.“

Vom Berliner Reichstag aus rief Wong seine Anhänger zum Kampf auf: „Wir protestieren, bis wir eines Tages freie Wahlen haben. Wenn wir uns jetzt in einem neuen Kalten Krieg befinden, dann ist Hongkong das neue Berlin.“

BILD-Chefredakteur Julian Reichelt begrüßte Wong mit den Worten:

„Vor dreißig Jahren fiel die Mauer, die Menschen konnten sich endlich in Freiheit bewegen. Wir dachten, wir könnten dich hier nicht treffen. Wir sind froh, dass du da bist. Axel Springer steht hinter allen Menschen auf der Welt, die für Freiheit kämpfen. Willkommen in Berlin, willkommen in der Stadt, die vor dreißig Jahren für die Freiheit auf die Straße ging.“

Joshua Wong am Montagabend vor dem Brandenburg Tor in Berlin

Joshua Wong am Montagabend vor dem Brandenburg Tor in Berlin

Foto: Ufuk Ucta

Die dramatische Anreise von Wong

Wong war als Ehrengast eingeladen. Er kämpft in Hongkong für faire Wahlen, gegen den wachsenden Einfluss Chinas. Zunächst hatten ihn die Behörden am Abflug in Hongkong gehindert. Begründung: angebliche Verstöße gegen Kautionsauflagen. Dabei hatte ein Gericht die Reise nach Deutschland genehmigt.

BILD 100-Gast Joshua Wong„Die Freiheit in Hongkong braucht eure Unterstützung!“

Quelle: BILD

Später bekam Wong dann plötzlich doch grünes Licht für seinen Flug via Amsterdam nach Berlin. Nach seiner Landung in Europa sagte er zu BILD: „Ich hoffe, dass Menschen weltweit die Leute in Hongkong unterstützen, die für Freiheit und freie Wahlen kämpfen.“ Es sei an der Zeit, „dass sich mehr Menschen in Deutschland auf Hongkong konzentrieren“.

Wong: „Wir haben den Eindruck, dass Hongkong wie Ost-Berlin zur Zeit des Kalten Krieges ist. Und gerade weil die Deutschen besonders in Berlin für die Freiheit gekämpft haben, bitte ich die Deutschen um Hilfe in unserem Kampf.“

Die Protestlage in Hongkong

Mit den Protesten wehren sich Millionen Hongkonger seit drei Monaten gegen eine Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festlandchina größeren bürgerlichen Freiheiten.

Dabei gab es wiederholt gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten sowie mehr als 1100 Festnahmen.

Die anhaltenden Massenproteste in der ehemaligen britischen Kolonie hatten sich an einem inzwischen gekippten Gesetz für Auslieferungen in die Volksrepublik entzündet. Sie mündeten in eine größere Bewegung von Regierungskritikern, die vehement die Freiheiten der chinesischen Sonderverwaltungszone verteidigen. Am Wochenende kam es erneut zu Ausschreitungen.

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China warnte die Demonstranten eindringlich vor weiteren Eskalationen. Hongkong sei ein untrennbarer Teil der Volksrepublik, schrieben staatliche chinesische Medien am Montag. Jede Art von Abspaltungsversuchen werde „zerquetscht“.

Ungeachtet der Warnung zeigen Hunderte Schüler am Montag Solidarität mit der Protestbewegung. In mehreren Stadtteilen bildeten sie noch vor Unterrichtsbeginn Menschenketten. Sie trugen Schuluniformen, einige von ihnen auch Masken.

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