In Lila gekleidet und auf Töpfen und Pfannen trommelnd haben am Freitag Frauen in der Schweiz für gleiche Bezahlung und volle Gleichberechtigung gestreikt. In vielen Städten und Ortschaften haben Gewerkschafterinnen, Unternehmerinnen und Politikerinnen Märsche und Kundgebungen organisiert. Allein in Bern beteiligten sich bis zum Mittag rund 10.000 Menschen an den Protesten. 

Zu den Aktionen zählten Kundgebungen mit Kinderwagen und Trillerpfeifenkonzerte, verlängerte Mittagspausen und öffentliche Picknicks.

In Bern versammelten sich Tausende Frauen vor den Regierungs- und Parlamentsgebäuden. Das Parlament unterbrach seine Arbeit 15 Minuten lang. Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd und eine Gruppe weiblicher Abgeordneter schloss sich den Demonstrantinnen kurz an.

Erste Demonstrationen begannen in der Nacht

In Zürich zogen Demonstrantinnen eine riesige rosafarbene Klitoris auf einem Karren durch die Stadt. In Basel wurde das feministische Symbol der geballten Faust auf den Wolkenkratzer des Pharmariesen Roche projiziert.

In Lausanne hatten die Proteste bereits in der Nacht begonnen, als einige Frauen die lila angestrahlten Glocken der Kathedrale läuteten. Auch ein "Freudenfeuer" wurde entzündet, in dem einige Frauen ihre BHs verbrannten. Am Morgen versammelten sich rund 500 Menschen zu einer großen Frühstücksfeier und blockierten den Verkehr auf einer der Hauptbrücken der Stadt.

In einem Manifest fordern die Gewerkschaften neben Lohngleichheit eine Anerkennung und gerechte Verteilung von Haus- und Pflegearbeit. Eine weitere Forderung war eine generelle Verringerung der Arbeitszeit, damit bezahlte und unbezahlte Arbeit besser verteilt werden kann. Abtreibungen und Empfängnisverhütung sollte es nach Ansicht der Gewerkschaften zum Nulltarif geben.  

Ziel des Tages sei es gewesen, "das Land mit einem feministischen Streik lahmzulegen", sagte die Aktivistin Marie Metrailler der Nachrichtenagentur AFP. Als Erkennungsfarbe war Lila ausgerufen worden.

Frauen verdienen 18,3 Prozent weniger

Am 14. Juni 1991 hat der erste landesweite Frauenstreik in der Schweiz stattgefunden. Eine halbe Million Frauen legte damals ihre Arbeit nieder und schloss sich den Protesten an. Zehn Jahre zuvor war die Gleichstellung der Geschlechter in der Schweizer Verfassung verankert worden.

Seitdem hat sich aus Sicht der Organisatoren der aktuellen Proteste wenig geändert. Sie fordern "mehr Zeit, mehr Geld, mehr Respekt". Das Einkommen von Frauen liegt in der Schweiz im Schnitt 20 Prozent niedriger als das Einkommen von Männern. Genau genommen bekommen sie 18,3 Prozent weniger, wie das Bundesamt für Statistik 2016 errechnet hat. Selbst bei gleicher Qualifikation besteht nach Angaben des nationalen Statistikamtes noch ein Abstand von acht Prozent.