Man hat sich daran gewöhnt, den Lauf der Geschichte wie den Lauf des menschlichen Lebens zu beschreiben: Vom Beginn zum Ende, vom Aufstieg zum Fall etwa des römischen oder des britischen Imperiums. Vor hundert Jahren hat Oswald Spengler unter dem Begriff der Kulturmorphologie die Analogie zwischen der Entwicklung des menschlichen Lebens und Nationen mit dem sprichwörtlich gewordenen Titel „Der Untergang des Abendlands“ ausgearbeitet. Das Entwicklungsschema Geburt, Pubertät, kraftvolles Mannesalter, Glanz der Frauen, erfolgreiche Fortpflanzung, Glück der gesicherten Unabhängigkeit bis zum langsamen Verfall und Tod spart aber aus, was nach Meinung von Biografen und Literaten wirklich interessant ist: der unglaubliche Aufstieg nach dem Absturz; biografische Brüche als machtvoller Neubeginn.