Die AfD ist weiterhin nicht im Präsidium des Bundestages vertreten. Der von der Fraktion nominierte Verteidigungspolitiker Gerald Otten erreichte in einer geheimen Abstimmung nicht die notwendige Mehrheit von 355 Stimmen. Mit Ja stimmten 205 Abgeordnete, 399 mit Nein bei 26 Enthaltungen. 

Es war für Otten bereits der zweite Wahlgang. Die Fraktion könnte ihn für einen dritten Wahlgang aufstellen, in dem es reichen würden, wenn mehr Abgeordnete mit Ja als mit Nein stimmen. So hatte die AfD es auch bei der Kandidatin Mariana Harder-Kühnel getan, die aber in allen drei Wahlgängen durchfiel. Schon den ersten Kandidaten der Partei für den Posten, der Hesse Albrecht Glaser, hatte das Plenum mehrheitlich abgelehnt. Hintergrund war dessen islamfeindliche Grundeinstellung, die er in mehreren Interviews geäußert hatte. Von Harder-Kühnel und Otten waren bisher keine radikalen oder menschenfeindlichen Äußerungen bekannt geworden, wenngleich sie sich auch nicht offensiv gegen die Nationalisten der AfD positionieren. 

Die AfD hatte angekündigt, gegen die fortdauernde Ablehnung ihrer Kandidaten juristisch vorzugehen. In der Geschäftsordnung des Bundestages ist verankert, dass jede Fraktion einen Vertreter im Parlament stellt. Allerdings ist eine Wahl erforderlich. Abgeordnete von Linken, Grünen, FDP und SPD äußerten wiederholt, das sie Kandidaten der AfD nicht wählen werden. Die CDU hatte sich zuletzt weniger ablehnend geäußert. Die Abgeordneten sind in ihrer Entscheidung frei.

Diverse andere Kandidaten gescheitert

Die AfD beruft sich auf ein Urteil des Landesverfassungsgerichts Sachsen, demnach ein Kandidat nicht aufgrund seiner Parteimitgliedschaft, sondern nur aufgrund seines persönlichen Verhaltens und seiner Äußerungen abgelehnt werden darf. Auch die Linkspartei brauchte in vergangenen Wahlperioden mehrere Wahlgänge, um einen Vertreter ins Parlamentspräsidium zu bekommen.

Auf der Tagesordnung standen auch weitere Wahlen zur Besetzung verschiedener Gremien des Bundestages und von Stiftungen, in denen bisher wegen erfolgloser Wahlgänge keine AfD-Vertreter sitzen. Dabei fiel auch die AfD-Kandidatin für das Kuratorium der für das Berliner Holocaust-Mahnmal zuständigen Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Nicole Höchst, durch. Genauso erging es Uwe Witt, den die AfD in das Kuratorium der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld schicken wollte. Die Stiftung befasst sich mit der Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus und soll der gesellschaftlichen Diskriminierung von Schwulen und Lesben entgegenwirken. Für die beiden Kuratorien war die AfD bereits mehrmals mit Kandidaten gescheitert. Witt, von dem bisher keine nationalistischen Äußerungen bekannt wurden, hatte mehrfach für die Mahnmal-Stiftung kandidiert.

Sitzung bis 4.35 Uhr

Auch im Sondergremium für den Stabilisierungsmechanismus, wohin die AfD die Abgeordneten Glaser und Volker Münz entsenden wollte, ist weiterhin kein Vertreter der Partei präsent. Gleiches gilt für das Gremium gemäß dem Bundesschuldengesetz, für das die Abgeordneten Marcus Bühl und Wolfgang Wiehle erfolglos kandidierten. Auch die Kandidaten für das Gremium gemäß der Bundeshaushaltsordnung, Birgit Malsack-Winkemann und Marcus Bühl verfehlten die notwendige Mehrheit.

Die Tagesordnung der Sitzung endet Freitagmorgen um 4.35 Uhr. Weil die AfD es ablehnte, die Reden späterer Tagesordnungspunkte zu Protokoll zu geben, wie sonst üblich, könnte sich die Sitzung tatsächlich bis um diese Zeit hinziehen.