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Wirtschaft Milliardenkosten vermeiden

Mit dieser Taktik wollen die deutschen Autobauer Trumps Zölle umgehen

Ressort Politik
„Das was die Amerikaner machen, machen wir auch“

China erhöht als Vergeltungsmaßnahme seinerseits die Zölle auf US-Importe um 60 Milliarden Dollar. Ökonom David Kohl geht von schwierigen und langwierigen Verhandlungen zwischen den Supermächten aus.

Quelle: WELT/ Dietmar Deffner

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Auf Zölle für Autos aus der EU wird US-Präsident Trump letztlich nicht verzichten, glauben Experten. Die deutschen Hersteller rechnen mit Milliardenkosten – doch sie arbeiten schon an einem Ausweg. Eine Gefahr droht aber noch von ganz anderer Seite.

Die erneute Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China verschafft den Europäern in ihrem Schlagabtausch mit den Amerikanern eine weitere Atempause – und damit auch der deutschen Automobilindustrie.

Seit Monaten droht US-Präsident Donald Trump gegenüber der EU-Komission damit, Einfuhrzölle auf Autos aus Europa zu verhängen. Bis zum 18. Mai wollte Trump eigentlich eine Entscheidung fällen. Beobachter gehen aber davon aus, dass er an diesem Tag eine Festlegung entweder aufschiebt oder sich vorerst gegen Autozölle entscheidet.

Mittelfristig sei die Wahrscheinlichkeit aber groß, dass der Präsident die angedrohten Abgaben doch erheben wird. Die deutschen Autobauer rechnen mit Milliardenkosten und arbeiten daran, die Produktion zu verlagern.

Wenig wahrscheinlich, dass Trump noch eine Front eröffnet

EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström geht davon aus, dass Trump vorerst keine Zollschranken gegen EU-Autos verhängen wird. Es sei möglich, die Frist, bis zu der eine Entscheidung gefällt werden müsse, zu verlängern, sagte die Kommissarin gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. „Es gibt Signale, dass sie verlängert werden könnte – wegen den Verhandlungen zwischen den USA und China“, so Malmström. Darauf wollten sich die Amerikaner konzentrieren.

Chinas Staatsführung hatte angekündigt, als Vergeltungsmaßnahme für US-Strafzölle auf chinesische Waren seinerseits den Zollsatz auf US-Importe zu erhöhen. Dass sich Trump gleichzeitig auf einen Handelskrieg mit China und Europa einlässt, gilt als wenig wahrscheinlich. Sein Druck auf Europa werde aber nicht nachlassen, heißt es in Diplomatenkreisen: „In den USA war man schon vor der Amtszeit Donald Trumps zu dem Ergebnis gekommen, dass Amerika den Europäern seit Ende des Zweiten Weltkriegs in vielen Punkten zu sehr entgegengekommen sei. Schon um Gegengewicht zu Russland zu bilden.“

Nun dränge man in Washington darauf, vermeintlich verloren gegebenes Terrain zurückzuerobern, gerade in Handelsfragen. Bereits in der Amtszeit Barack Obamas seien eine „Selbstbesinnung“ der USA und damit verbunden eine Art neuer Egoismus zu spüren gewesen.

Praktisch geht es in dem daraus folgenden Ringen um höhere Autozölle zwischen den USA und der EU nach Angaben von Insidern weniger darum, dass die US-Regierung die europäische, vor allem deutsche Autoindustrie treffen will. Denn deren Einfuhren in die USA sind überschaubar. Der Marktanteil der deutschen Autoindustrie beträgt dort rund neun Prozent. Was Trump wirklich will ist, amerikanischen Agrarprodukten einen Weg auf den in diesem Punkt mit hohen Zöllen abgeschirmten EU-Binnenmarkt zu bahnen.

Vor allem Frankreich wehrt sich gegen Einfuhren von US-Lebensmitteln. Da Trump aber der französischen Wirtschaft wenig anhaben kann, da sie weniger als die deutschen Unternehmen in das Land importiert, benutzt er unter anderem die Autoindustrie als Hebel, um seine Interessen durchzusetzen. Wohl wissend, dass französische Autobauer nicht in die USA exportieren, aber die aus Deutschland. Und die werden umgehend ihre Lobby und die Bundesregierung alarmieren, damit das Schlimmste verhindert wird. Trump spielt also über Bande.

Verlagerung der Produktion nach Nordamerika

Die von Brüssel angekündigten Gegenzölle für den Fall, dass Trump die Einfuhr von EU-Autos verteuern sollte, haben wenig abschreckende Wirkung. Davon betroffen wären ebenfalls Autos, darunter die von Tesla, aber auch Produkte wie Ketchup oder Koffer. Nichts also, was Männer wie Donald Trump und die, die ihn umgeben, als schmerzhaft oder gar systemrelevant ansehen.

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Die deutschen Autobauer stellen sich deshalb auf US-Strafzölle ein. Und auf zunächst hohe Kosten. Trumps Zölle könnten den VW-Konzern im schlimmsten Fall zwei bis drei Milliarden Euro kosten, rechnet Volkswagen-Chef Herbert Diess vor, wobei er den höchsten von Trump genannten Zollsatz von 25 Prozent zugrunde legt. „Das hätte auch Folgen für die Beschäftigung – eine echte Bedrohung, die wir versuchen, mit allen Kräften zu vermeiden“, so Diess.

Weniger hart würde es die Marke VW treffen. Denn die Autos der Stammmarke für den US-Markt werden zu einem großen Teil in Chattanooga, Tennessee, oder in Mexiko gebaut, wären also von den Zöllen auf EU-Autos nicht betroffen. Aber Audi muss viele, Porsche alle in den USA verkauften Autos einführen. „Trumps Zölle könnten Audi pro Jahr eine Milliarde Euro, Porsche eine halbe Milliarde Euro kosten“, schätzt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Die deutschen Autobauer haben in den vergangenen Jahren, schon vor der Amtszeit Trumps, Pläne für einen Ausbau der Produktion in Nordamerika geschmiedet. Mercedes, Audi und zuletzt BMW haben neue Werke in Mexiko anlaufen lassen. VW will die Zahl der produzierten Autos in Chattanooga hochfahren. Damit können die Folgen möglicher Zölle abgefedert werden.

Umstieg auf E-Autos gefährdet Jobs in Deutschland

Darüber hinaus ändern die deutschen Autobauer ihren Modellmix. Bislang produzieren BMW und Mercedes einen großen Teil der weltweit verkauften SUVs in den US-Werken Spartanburg, South Carolina, und Tuscaloosa, Alabama. BMW hat bereits damit begonnen, einen Teil der SUVs auch in anderen Ländern zu bauen. Der gut nachgefragte X3 wird nun auch in Werken Chinas und Südafrikas gebaut.

Im Werk Spartanburg, in dem pro Jahr 430.000 Autos vom Band laufen, könnte man den Platz an den Bändern nutzen, um dort weitere Baureihen zu produzieren. Dann müssten die nicht mehr aus Europa eingeführt werden, und Trump hätte mit seinen Zöllen kein Drohpotenzial mehr. Den 3er will BMW zunächst in Mexiko bauen, Mercedes lässt dort bereits Modelle der Kompaktklassen von den Bändern rollen.

Autoexperte Dudenhöffer geht davon aus, dass die deutschen Autobauer im Fall von Zöllen schnell aufzubauende CKD-Produktionen in den USA aufbauen. Dabei werden vorproduzierte Autos vor Ort nur noch zusammenmontiert. Damit umgeht man Zölle und kann in kurzer Zeit neue Baureihen aus lokaler Produktion anbieten. Aber nur in überschaubarer Zahl.

„Die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Deutschland bei solchen Verlagerungen dürften gering sein“, sagt Dudenhöffer. Eine weitaus größere Gefahr für die Autojobs hierzulande seien der Umstieg auf Elektroautos und die sich weltweit abschwächende Nachfrage. Getrieben durch die sinkende Kauflust in China rechnet Dudenhöffer für dieses Jahr weltweit mit einem Absatzrückgang von mindestens fünf Prozent.

Trump will höhere Zolle auf weitere Waren aus China

Der Handelsstreit zwischen China und den USA geht in die nächste Runde. Jetzt sollen höhere Zölle auf alle übrigen Importe aus China vorbereitet werden, die bislang noch ausgenommen waren.

Quelle: WELT/Jana Schmidt

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