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Jazz-Ikone Saxofonist Pharoah Sanders gestorben

An der Seite von John Coltrane schuf er frühe Formen des Free Jazz und hatte mit »The Creator Has A Masterplan« einen der einflussreichsten Jazz-Hits: Avantgarde-Saxofonist Pharoah Sanders ist mit 81 Jahren gestorben.
Musiker Sanders, 2018 beim Krakau Jazz Festival

Musiker Sanders, 2018 beim Krakau Jazz Festival

Foto:

Omar Marques / ZUMA Wire / IMAGO

Noch im vergangenen Jahr feierte der Altmeister einen späten Triumph mit dem Album »Promises«, das der US-Saxofonist zusammen mit dem britischen Elektronikmusiker und -Komponisten Sam Shepherd alias Floating Points aufgenommen hatte. Es war seine erste Veröffentlichung seit zehn Jahren. Sheperd war nun am Samstag einer der ersten Weggefährten, die sich mit einem traurigen Instagram-Post meldeten. Wie zuvor das Label Luaka Bop mitteilte, bei dem »Promises« erschienen war, ist Pharoah Sanders im Beisein seiner Familie in Los Angeles verstorben. Er wurde 81 Jahre alt.

»Ich bin so glücklich, diesen Mann gekannt zu haben«, schrieb Sheperd in seinem Post, »wir alle sind gesegnet, dass seine Kunst für immer in uns bleibt. Danke, Pharoah.«

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Sanders entwickelte in den Sechzigerjahren zusammen mit John Coltrane in dessen Band frühe Formen dessen, was man heute als Free Jazz bezeichnet: Die zwei Musiker, beide am Tenorsaxofon, radikalisierten ihren Sound mit langen, dissonanten Soli auf Alben wie »Ascension« und »Meditations« und entwickelten den unter anderem von Albert Ayler initiierten Avantgarde-Jazz konsequent weiter. Nach dem frühen Tod Coltranes arbeitete Sanders mit dessen Witwe Alice und verschmolz seinen Stil mit spirituellen Elementen und afrikanischen Einflüssen. Das 1971 veröffentlichte gemeinsame Album »Journey In Satchidananda« gilt als Meilenstein des Spiritual Jazz.

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1969 schuf Sanders mit seinem Soloalbum »Karma« einen der seltenen Hits des Jazz-Genres. Das Album bestand nur aus zwei Stücken: dem später im Hip-Hop gesampelten Klassiker »The Creator Has a Master Plan«, 32 Minuten lang, und dem etwas kürzeren »Colors«.

In dessen Dynamik und in der Tradition musikalischer Sinnsuche, dem kathartischen Hinaufreichen zu spiritueller Hilfe in düsterer Zeit, konnte man 2021 auch das wiederum genresprengende Floating-Points-Album »Promises« verstehen, das Sanders mit seinen altersmäßig ruhigerem Spiel zu einem musikalischen Ereignis machte. Sanders Kunst war geprägt vom Glauben an ein zutiefst optimistisches »Versprechen« auf Heilung, Erlösung von körperlicher und seelischer Beschwernisse, egal ob es um Bürgerrechte, Rassismus, soziale Ungerechtigkeit oder, wie im vergangenen Jahr, um die Pandemie-Melancholie in der Coronakrise ging.

Farrell Sanders wurde am 13. Oktober 1940 in Little Rock im US-Bundesstaat Arkansas geboren. Seine Mutter arbeitete als Köchin in einer Schule, sein Vater war Angestellter der Stadt. Als Einzelkind begann er seine musikalische Karriere zunächst, in dem er Kirchenlieder auf der Klarinette begleitete. Auf der Highschool wechselte er zum Saxofon und begann in lokalen Bands zu spielen. Später zog er nach Oakland in Kalifornien. Anfang der Sechzigerjahre streifte er oft brot- und heimatlos durch New York und wurde von dem Jazz-Philosophen und Experimentalmusiker Sun Ra entdeckt, der ihn unter seine Fittiche nahm und ihm den Spitznamen Pharoah verlieh. 1965 engagierte ihn John Coltrane für seine Band.

Sein nicht minder berühmter Kollege Ornette Coleman bezeichnte Pharoah Sanders einst als »probably the best tenor player in the world«.

bor

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