Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist in Saudi-Arabien eingetroffen und hat sich in der Hafenstadt Dschidda am Roten Meer mit dem Kronprinzen Mohammed bin Salman getroffen. Die beiden begrüßten sich mit einem kräftigen Handschlag im königlichen Al-Salam-Palast. Geplant sind Gespräche unter vier Augen und in größerem Kreis sowie ein gemeinsames Mittagessen.

Kronprinz Mohammed bin Salman wird vom US-Geheimdienst für den brutalen Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul vor vier Jahren verantwortlich gemacht. Der Kronprinz bestreitet, die Tat genehmigt zu haben. Der Mord hatte zu einer internationalen Isolierung des Kronprinzen geführt und die deutsch-saudischen Beziehungen in eine jahrelange Krise gestürzt. Die Präsidenten von Frankreich und den USA waren erst im Juli mit dem Kronprinzen zusammengekommen. 

Der Besuch des Kanzlers wird nun als Zeichen einer gewissen Normalisierung gewertet. Scholz will den Mord bei seinem Besuch thematisieren und auch die Menschenrechtslage im Königreich ansprechen, hieß es. Es wird auch um den Jemen-Krieg, die Lage in Syrien und im Iran gehen – besonders aber um Handelsbeziehungen und die Zusammenarbeit im Energiesektor.

Am Abend reist der Bundeskanzler weiter in die Vereinigten Arabische Emirate und danach nach Katar. Wie Saudi-Arabien sind beide Länder wichtige Energieexporteure. Welche Verträge über die Lieferung von Gas oder Wasserstoff aus der Region nach Deutschland abgeschlossen werden, blieb vor der Reise noch unklar.

Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Renata Alt (FDP), forderte den Bundeskanzler zu einer klaren Positionierung während seiner Reise in die Golfstaaten auf. "So wichtig die Sicherung von Energielieferungen nach Deutschland ist, so wichtig ist auch die Einhaltung der Menschenrechte weltweit", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.