Die russischen Truppen haben in der Nacht ihre Angriffe im Osten der Ukraine abermals verstärkt. Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf die strategisch wichtige Industriestadt Sewerodonezk. Dort seien russische Kämpfer inzwischen bis in die Vororte vorgedrungen, teilte der zuständige ukrainische Gouverneur Serhij Gajdaj mit. Die Lage sei "sehr schwierig" und könnte sich bereits in der kommenden Woche entscheiden.

Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax aus Kreisen prorussischer Kämpfer erfahren haben will, sei Sewerodonezk nun von drei Seiten "eingekesselt". Die einzige Brücke zum Verlassen der Stadt sei unter russischer Kontrolle. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nach ukrainischen Militärangaben treibt Russland seine Großoffensive an der gesamten Front im Osten des Landes voran. Russische Soldaten hätten mehr als 40 Städte in den Regionen Donezk und Luhansk beschossen. Dabei seien erneut Zivilisten ums Leben gekommen. 

Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge sind die russischen Truppen den Ukrainern in einigen Teilen des Ostens "zahlenmäßig weit überlegen". Er wehrte sich in seiner neuen Videoansprache gegen Andeutungen des Westens, die Ukraine müsse womöglich Gebietsabtritte an Russland in Kauf nehmen, um den Krieg zu beenden. Die "großartigen Geopolitiker", die so etwas nahelegten, ignorierten die Interessen von Millionen Ukrainern, sagte Selenskyj.

Weitere Ereignisse der Nacht im Überblick:

  • Selenskyj äußert sich frustriert über den Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Er forderte, die Weltgemeinschaft müsse Russlands Machtanspruch noch entschiedener zurückweisen. "Egal was der russische Staat tut, es gibt jemanden, der sagt: Lasst uns seine Interessen berücksichtigen", sagte er.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat dringend mehr Raketenwerfersysteme vom Westen gefordert, damit ukrainische Kämpfer den russischen Angreifern widerstehen könnten. Russland sei der Ukraine bei schweren Waffen überlegen, sagte Kuleba.
  • Selenskyj will eine Visumspflicht für Russen einführen, die in die Ukraine reisen wollen. Er wies seine Regierung an, eine entsprechende Regelung auszuarbeiten.
  • Ungarn plant eine Sondersteuer für Unternehmen, die von kriegsbedingten Preissteigerungen profitieren. Die Steuer betreffe Banken, Versicherungen, Supermärkte, Handels- und Energieunternehmen, Telekommunikationsunternehmen und Fluggesellschaften, teilte Regierungschef Viktor Orbán mit.
  • Die Weltbank warnt vor einer weltweiten Rezession. Auslöser seien steigende Preise für Energie und Lebensmittel sowie mögliche Engpässe bei Düngemitteln, so Weltbank-Chef David Malpass.  

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