Politik

Rückgriff auf Reservisten? Russischen Truppen soll es an vielem fehlen

Ukrainer schleppen einen erbeuteten russischen Panzer in der Nähe von Charkiw ab.

Ukrainer schleppen einen erbeuteten russischen Panzer in der Nähe von Charkiw ab.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

Ob bei der Ausrüstung oder beim Personal: Laut dem ukrainischen Generalstab soll die russische Armee erhebliche Verluste erlitten haben. Die Folgen: In einigen Fällen verfügen die Truppen den Angaben zufolge über weniger als ein Fünftel ihrer Ausrüstung.

Bei den russischen Truppen soll nach ukrainischen Angaben ein teilweise desaströser Materialmangel herrschen. Auf Facebook teilte der Generalstab der ukrainischen Armee mit, dass Russland erhebliche Verluste bei Mensch und Material verzeichne. In einigen Fällen soll die Ausrüstung der russischen Truppen weniger als 20 Prozent betragen.

Bei Pospana hätten sich Einheiten der Luftlandetruppen wegen schwerer Verluste deshalb mit Söldnertruppen zusammengetan. Gemeinsam wollten sie den Krieg in der Ukraine fortsetzen. Laut der niederländischen Internetplattform Oryx, die minutiös die russischen Verluste im Krieg dokumentiert, hat Russland Hunderte Panzer und andere Militärfahrzeuge verloren.

Um die Verluste der Truppen wettzumachen, versucht das Kommando der russischen Streitkräfte laut Kiew vermehrt auf Reservisten zurückzugreifen. Zweieinhalbtausend Reservisten würden in den Regionen Woronesch, Belgorod und Rostow ausgebildet. Es sei geplant, sie in den Krieg in die Ukraine zu schicken.

US-Institut: Russen befestigen Stellungen im Süden

Das Institute for the Studies of War (ISW), eine US-Denkfabrik zur Erforschung von Kriegen, untermauert diese Darstellung. Der Thinktank geht davon aus, dass die Personalreserven der russischen Streitkräfte weitgehend erschöpft sind. Daher sei das russische Oberkommando gezwungen, dezimierte Einheiten mit Söldnern oder fachfremden Soldaten aufzufüllen, heißt es im aktuellen Lagebericht des Instituts.

Die Militärexperten berufen sich dabei auf Berichte, wonach russische Söldner mittlerweile in Luftlandeeinheiten der regulären Armee dienen würden. Zudem soll die 810. Marineinfanterie-Brigade der Schwarzmeerflotte mit Besatzungsmitliedern von Marineschiffen aufgefüllt worden sein. Das Institut hält es für unwahrscheinlich, dass die umgruppierten Einheiten im Kampf effektiv sein werden.

Das Institut geht außerdem davon aus, dass Russland seinen Plan eines großen Zangenangriffs im Donbass verworfen hat. Stattdessen konzentrierten sich die russischen Truppen auf eine kleinere Einkreisung in der Region Luhansk, heißt es im aktuellen Lagebericht des Instituts.

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Das russische Oberkommando würde wahrscheinlich der Schlacht von Sjewjerodonezk in Zukunft Priorität einräumen. Dem Bericht zufolge setzen die russischen Streitkräfte derzeit ihre Bemühungen fort, die Stadt von Norden und Süden her zu erobern. Im Süden der Ukraine im Gebiet Cherson sehen die US-Experten Anzeichen, wonach russische Truppen ihre Stellungen befestigen – wahrscheinlich um eine dauerhafte Kontrolle über das Gebiet auszuüben.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 16. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, ghö

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