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TV-Kolumne „Hart aber fair“: Ex-Nato-General bei Plasberg: „Das kann ein Afghanistan 2.0 für Putin werden“
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Hans-Lothar Domröse ist ein ehemaliger deutscher Nato-General.
Quelle: Screenshot Hart aber Fair Hans-Lothar Domröse ist ein ehemaliger deutscher Nato-General.
  • FOCUS-Magazin-Autor
Dienstag, 01.03.2022, 07:00

Der ukrainische Botschafter in Berlin beschwört die Kampfbereitschaft seiner Landsleute, ein ehemaliger Moskau-Korrespondent fragt sich, ob Putin noch „Fragmente von Rationalität“ besitzt, und ein ehemaliger Nato-General sieht die „einzige Chance der Ukraine im Partisanenkrieg“

Man hat es bis vor ein paar Tagen nicht für möglich gehalten, dass ein Experte für Militärstrategie mal ein wichtiger Gesprächspartner in einem TV-Talk über Europa werden könnte. Nun sitzt der ehemalige deutsche Nato-General Hans-Lothar Domröse bei Frank Plasberg und darf gleich zum Auftakt des Abend ran. „Das kann ein Afghanistan 2.0 für Putin werden“, sagt der Ex-General. Er meint damit, dass den Russen in den ukrainischen Städten des Partisanenkrieg droht.

Da würde wohl bald von der Bevölkerung aus den Kellern und Straßenschluchten auf Panzer geschossen werden, so Domröse. „Die Ukraine muss partisanenartig kämpfen. Das ist die einzige Chance, um den Russen den Angriffsschwung zu nehmen.“ Dieser Angriffsschwung scheine aber derzeit ohnehin nicht mehr vorhanden zu sein. „In einen Partisanenkrieg geht keiner gerne rein“, konstatiert der Soldat. „Da ist man ja schon halbtot.“ 

Ex-General Domröse: „Putin ist Mitarbeiter des Monat der Bundeswehr“

Wenn der General mit dem dicken grauen Schnäuzer spricht, schwingen keine Emotionen mit. Nüchtern erklärt Domröse die Welt des Krieges. Wichtig für den Widerstand der Ukraine sei, dass der Nachschub nicht zu Ende gehe. Munition, Essen und Trinken sowie sanitäres Material. Aber das sei wohl machbar, weil die Städte noch nicht umzingelt seien. Auch die Waffen aus Europa und der Welt kämen wohl noch gut ins Land. „Bei dem Riesenland wird es nicht so schwer sein über die Grenze zu gehen.“ Die Waffenlieferung aus Deutschland würden die Moral der ukrainische Truppe und die Partnerschaft mit Deutschland stärken. Wichtiger aber noch ist die Frage: Droht der Welt der Atomkrieg?

„Wir gehen davon aus, dass die Abschreckung funktioniert“, erklärt Domröse ruhig. „Von einem nuklearen Krieg hat auch Putin keinen Gewinn.“ Allerdings zeige die Drohung mit Russlands Atomwaffen, dass „Putin verzweifelt sein muss“. Über die 100 Milliarden Euro, die die Bundesregierung für die Bundeswehr angekündigt hat, scherzt Domröse: „Putin ist der Mitarbeiter des Monat der Bundeswehr.“

Ukrainischer Botschafter Melnyk: „ Putin hat sich verkalkuliert“

Andrij Melnyk wird zugeschaltet. Er ist ukrainischer Botschaft in Berlin und hat zuletzt immer wieder vehement die Hilfe aus Deutschland für sein Land eingeklagt. Nun bedankt er sich bei Hunderttausenden Deutschen und den Medien für die Unterstützung, die offenbar die Bundesregierung zum Handeln bewegt habe. Es sei ihr Verdienst gewesen, dass die Regierung nun Waffen schickt. Seine weitere Botschaft ist die Kampfbereitschaft seines Volkes. „Der Krieg wird sich wahrscheinlich in die Länge ziehen“, erklärt er. „Wir sind über 40 Millionen Menschen. Wir stehen fest auf unserem Boden. Wie kämpfen so lange wie es möglich ist. Putin hat sich verkalkuliert. Er wird jetzt versuchen, noch brutaler zu sein.“

So habe er bereits eine Stadt mit sogenannten Kassettenbomben (in vielen Ländern geächtete Streubomben, Red.) angegriffen. Aber Russland sei verwundbar. „Russland ist ein Koloss auf tönernen Füssen. Putin hat bereits das Stalingrad-Gefühl bekommen.“

Botschafter Andrij Melnyk: „Keinen Investition mehr in Russland“

Andrij Melnyk redet sehr viel und sehr schnell. Er möchte den Moment nutzen - auch um weitere Forderungen an die Staatengemeinschaft zu stellen. Er möchte, dass Länder wie Deutschland alles tun, um auch die Schlupflöcher zu stopfen, die den Russen nach dem nicht vollständigen Ausstieg aus Swift geblieben sind. Er möchte, dass die deutsche Wirtschaft Russland vollständig meidet. „Ich möchte die deutsche Wirtschaft dazu aufrufen, ein Moratorium darüber einzuführen, dass in Russland nicht mehr investiert wird und auch dass keine russischen Waren mehr eingeführt werden.“ Außerdem gibt er noch mal die Bitte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weiter, die EU möge die Ukraine schnellstmöglich aufnehmen. Am besten per Schnellverfahren. 

Sabine Fischer: „Ukraine verteidigt unsere Sicherheitsordnung“

Russland-Expertin Sabine Fischer ist stets um Rationalität bemüht. Die Wissenschaftlerin von der Stiftung Wissenschaft und Politik glaubt, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis weite Teile des  russischen Volkes merken würden, welches Grauen ihr Präsident gerade betreibt. 60 Prozent der Bevölkerung bezögen ihre Informationen nämlich aus dem staatlich kontrollierten Fernsehen. „Es liegt ein dicker Propaganda-Teppich über dem Land.“ Und das nicht ohne Grund. „Je blutiger der Kampf ist, desto weniger Unterstützung bekommt Putin.“

Russland-Expertin Sabine Fischer bei Hart aber fair
Screenshot/ARD Russland-Expertin Sabine Fischer bei "Hart aber fair"

Und weiter: „Seit 15 Jahren gibt es starke autokratische Tendenzen. In den vergangenen zwei Jahren hat das noch mal zugenommen. Das ist sehr sehr repressiv und nimmt noch zu.“ Man dürfe deshalb nicht vergessen, dass die Ukraine „die Sicherheitsordnung verteidigt, in der wir leben wollen“. Putin greift letztlich alle Demokratien an.

Udo Lielischkies: „Ist das Putins großes Endspiel?“

Udo Lielischkies hat eine russische Frau. Seine Familie lebt in Russland. „Dort herrscht schieres Entsetzen über diesen Krieg“, erklärt der ehemalige Leiter des ARD-Studios Moskau (2014 bis 2018). Er hat Putin über viele Jahre beobachtet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Putin noch einlenkt. Jetzt beginnt die häßliche Phase. Kiew wird wohl in ein paar Tagen nicht mehr so aussehen wie heute.“ Soll heißen: Putins Vorstellung vom Blitzkrieg ist ausgeträumt, also drischt er nun noch härter drauf. Aber die Ukraine hält dagegen, weil sie wüssten, was sie wollen. „Sie wollen auf gar keinen Fall unter das Joch Russlands zurück.“

Auch habe Putin bestimmt die Geschlossenheit der EU beeindruckt. Dann entwirft der ARD-Journalist noch ein Psychogramm Putins. Der habe sich seit geraumer Zeit nicht mehr um die Innenpolitik gekümmert, sondern als Hobbyhistoriker „historische Visionen“ entwickelt. „Die Frage ist“, meint Udo Lielischkies, „gibt es noch Fragmente von Rationalität oder denkt er daran, dass dies das große Endspiel ist.“

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