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Castingshow Penisbilder und anzügliche Nachrichten: Doku zeigt Ausmaß des Skandals bei "The Voice of Holland"

"The Voice"-Erfinder John de Mol
"The Voice"-Erfinder John de Mol in der Dokumentation "Boos"
© Robin Utrecht / Picture Alliance
Eine in den Niederlanden ausgestrahlte Dokumentation beleuchtet die Missbrauchsfälle bei "The Voice of Holland". Sie zeigt: Die Vorwürfe gegen Linda de Mols Ex-Lebensgefährten Jeroen Rietbergen sind nur die Spitze des Eisberges.

Es ist einer der größten Skandale in der niederländischen Unterhaltungsbranche: Mehrere Frauen werfen Mitarbeitern von "The Voice of Holland" sexuellen Missbrauch vor. Wie groß das Ausmaß des #MetToo-Skandals ist, zeigt eine Doku, die am Donnerstag im online-Programm "Boos" des öffentlich-rechtlichen Senders BNNVARA ausgestrahlt wurde. Für die rund 80-minütige Sendung haben Moderator Tim Hofman und sein Team mit zahlreichen Frauen gesprochen, die anonym von ihren Erfahrungen bei "The Voice of Holland" berichteten.

Allein 19 Frauen, ehemalige Kandidatinnen und Mitarbeiterinnen, erhoben Vorwürfe gegen den inzwischen zurückgetretenen Bandleader Jeroen Rietbergen. Er habe ihnen gegenüber anzügliche Bemerkungen gemacht, sie bedrängt und ungefragt Penisbilder verschickt. Die Vorfälle sollen sich in der Zeit zwischen 2010 und 2021 ereignet haben. "Er war der Typ Mann, der dachte, er kann machen, was er will und kommt damit davon", sagte eine Frau in der Doku. Bei Ablehnung und Zurückweisung soll Jeroen Rietbergen ungehalten reagiert haben. Der 50-Jährige war seit 2007 mit Moderatorin Linda de Mol liiert. Sie beendete die Beziehung nach Bekanntwerden der Vorwürfe (stern berichtete).

Nicht nur Rietbergen, auch die "The Voice"-Juroren Marco Borsato und Ali Bouali sollen zahlreiche Frauen belästigt haben. Eine Ex-Kandidatin beschuldigt den in den Niederlanden als Ali B bekannten Rapper der Vergewaltigung. Laut niederländischer Justiz liegen gegen den 40-Jährigen zwei Anzeigen vor. Ali B. bestreitet die Vorwürfe. Der Sender RTL hat die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Die Übergriffe sollen sich nicht nur bei "The Voice of Holland", sondern auch bei "The Voice Kids" ereignet haben, wo die Kandidatinnen und Kandidaten zwischen sechs und 14 Jahre alt sind.

"The Voice"-Erfinder John de Mol zeigt sich schockiert

"The Voice"-Erfinder John de Mol sagte in der Sendung "Boos" das Ausmaß der neuen Enthüllungen habe ihn "schockiert". Er habe im April 2019 zum ersten Mal von einem Fall erfahren. Damals ging es demnach um eine Beschwerde über Jeroen Rietbergen, der einer Kandidatin unangemessene Textnachrichten geschrieben haben soll. "Ich war wirklich wütend", sagte John de Mol. Er habe Rietbergen in sein Büro bestellt. "Ich musste mich zurückhalten, dass ich ihm keine Ohrfeige verpasse", gestand der 66-Jährige.

Was macht Linda de Mol heute?

Statt ihn zu feuern habe er den damaligen Lebensgefährten seiner Schwester Linda de Mol nur verwarnt und wollte ihm eine zweite Chance geben. Dass Rietbergen bereits seit 2010 Frauen belästigt haben soll, wusste John de Mol nach eigener Aussage nicht. "Ich fühle mich voll verantwortlich. Das heißt aber nicht, dass ich es gesehen und geschwiegen habe. (...) Menschen wurden verletzt. Es gab Opfer, und ihre Interessen stehen über allem", sagte de Mol. Der Niederländer ist der Erfinder von "The Voice" und produzierte die Show bis Ende 2019.

Quellen:  Youtube "Boos"

jum

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