Hochzeiten in Pakistan:"In unseren Palästen können bis zu 1000 Menschen feiern"

Hochzeiten in Pakistan: "Ich sehe mich als Diener meiner Gäste": Abbas Girani vor dem "Aura Grande Enclave" in Islamabad.

"Ich sehe mich als Diener meiner Gäste": Abbas Girani vor dem "Aura Grande Enclave" in Islamabad.

(Foto: Sonja Zekri)

Abbas Girani besitzt zwei Hochzeitspaläste in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Ein Gespräch über fehlenden Umsatz in pandemischen Zeiten und die Vorteile der Polygamie.

Interview von Sonja Zekri

Die Veranstaltungsbranche erholt sich nur langsam von der Pandemie. Schwer gebeutelt ist zum Beispiel das Hochzeitsgeschäft, besonders in Ländern mit großen Hochzeiten wie Pakistan. Abbas Girani, 37, betreibt zwei Hochzeitspaläste in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. In Sektor E-11-4 ragen das "Aura Grande" und das "Aura Grande Enclave" neben mindestens zehn anderen Eventklötzen in den Himmel. Bevor die ersten Gäste des Abends kommen, findet Girani Zeit für ein Gespräch.

SZ: Läuft das Geschäft inzwischen wieder?

Abbas Girani: Schleppend. Wir hatten sehr lange geschlossen, von März 2020 bis September. Dazwischen durften wir einmal vier Monate lang öffnen, aber richtig los geht es erst seit ein paar Wochen.

Heiraten denn ähnlich viele Leute wie in vorpandemischen Zeiten?

Das Geschäft ist deutlich eingebrochen. Früher hatten wir vier bis fünf Hochzeiten pro Woche, jetzt sind es höchstens zwei. Und die Obergrenze liegt bei gerade 300 Gästen.

Ist das wenig?

Das ist gar nichts. In unseren Palästen können bis zu 1000 Menschen feiern.

Pakistan ist, vorsichtig ausgedrückt, kein reiches Land. Gerade verhandelt die Regierung über den x-ten IWF-Kredit. Darf man fragen, was so eine 300-Leute-Sause kostet?

Eine Million Rupien, umgerechnet 5000 Euro.

Das ist dann aber das Premium-Angebot?

Ja. Der Preis richtet sich nach der Speiseauswahl. Für dieses Geld bekommen die Kunden sieben bis acht Gerichte zur Auswahl und zwei bis drei Desserts. Sänger und Musik sind optional.

Und welche Hygieneauflagen müssen Sie befolgen?

Wir verteilen Masken am Eingang, haben Spender mit Desinfektionsmitteln aufgestellt.

Halten die Gäste sich daran?

Anfangs haben sie wenigstens die Maske getragen, bis sie drin waren. Jetzt oft nicht mal mehr das.

Wird nicht kontrolliert?

Doch! Die Behörden schicken ein, zwei Mal die Woche jemanden vorbei. Die Hygieneprüfer lassen sich zwar gerne zum Essen einladen, drücken aber trotzdem kein Auge zu. Bei Verstößen verhängt die Regierung hohe Strafen, mehr als 1000 Euro. Manchmal machen sie auch den ganzen Laden dicht. Dem einen oder anderen Kollegen ist das schon passiert.

Bei flüchtigem Hinsehen ähneln sich die Locations ja doch sehr. Was unterscheidet eigentlich, sagen wir, das Aura Grande Enclave vom Aura Grande?

Oh, sehr viel. Sehen Sie, hier im Aura Grande Enclave haben wir einen Außenbereich mit Rasen, also Kunstrasen. Das Aura Grande hat das nicht. Jeder Palast hat ein eigenes Ambiente, genauso wie wir jeder Hochzeit eine unverwechselbare Ausstattung geben. Durch die Tischordnung, die Bühne, die Vorhänge.

Am Eingang des Aura Grande Enclave geht man gerade durch ein Spalier goldener Blätter, meinen Sie das?

Genau. Wissen Sie, ich mache diesen Job seit fünfzehn Jahren mit großer Leidenschaft. Ich habe meinen Master of Business Administration gemacht und liebe meinen Beruf. Ich möchte, dass jedes Fest einzigartig wird. Ich sehe mich als Diener meiner Gäste.

Rein wirtschaftlich ist es aber doch ein Problem, dass die meisten Kunden nur einmal kommen?

Sagen Sie das nicht. Nächste Woche feiert ein Mann die Hochzeit mit seiner zweiten Frau bei uns, wenn auch mit anderen Gästen als beim ersten Mal. Polygamie ist in Pakistan ja erlaubt. Ein Kunde hat alle vier Hochzeiten mit seinen Frauen von uns ausrichten lassen. Eine ganz schöne Summe ist da zusammengekommen. Ich hätte ihm einen Rabatt gegeben, aber die Zeiten sind hart. Die Preise steigen täglich.

Wo wir von harten Zeiten reden: Wie hat die pakistanische Regierung Sie während des Lockdowns unterstützt?

So gut wie gar nicht. Wir haben nur vom Ersparten gelebt. Jetzt ist fast nichts mehr übrig. Ich könnte mir nicht mal eine kleine Hochzeit mit einer weiteren Frau leisten.

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