„Onkel Toms Hütte“: Ist es schlimm, dass der U-Bahnhof an Sklaverei erinnert?

++ Schon mehr als 1000 Unterschriften für Umbenennung gesammelt ++

Moses Pölking (22), Basketball-Profi aus Berlin-Moabit fordert, den Namen des Bahnhofs und der Straße zu ändern. Den U-Bahnhof Onkel Tom Straße (Linie U3) gibt es seit 91 Jahren

Moses Pölking (22), Basketball-Profi aus Berlin-Moabit fordert, den Namen des Bahnhofs und der Straße zu ändern. Den U-Bahnhof Onkel Tom Straße (Linie U3) gibt es seit 91 Jahren

Foto: Ufuk Ucta

Berlin – Der nächste Name ist in den Fokus der Kritik geraten und könnte aus dem Stadtbild verschwinden. Ist der Name „Onkel Toms Hütte“ heute rassistisch beleidigend und ist es schlimm, dass er an Sklaverei erinnert?

„Ja, zu 100 Prozent“, sagt der Berliner Moses Pölking (22) zu BILD Der Profi-Basketballer (Eisbären Bremerhaven) und Viadrina-Student hat eine Petition (change.org) gestartet, um Bahnhof und Straße umzubenennen. Mehr als 1000 Unterschriften gibt es bereits. „Ich bin Deutscher, mein Vater stammt aus dem Emsland, meine Mutter aus Kamerun“, so Pölking, der in Moabit aufgewachsen ist und Abitur auf dem Schiller-Gymnasium gemacht hat.

„Sein Name steht nicht für die Befreiung der Sklaverei“

Seit viereinhalb Jahren hat er eine feste Beziehung. Seine Freundin lebt im Onkel-Tom-Kiez. „Seit viereinhalb Jahren gehe ich regelmäßig durch diese Straße, steige auch an dem Bahnhof ein uns aus. Sein Name steht nicht für die Befreiung der Sklaverei und nicht für Stärke und den Stolz der People of Colour.“ Als er 17 war, habe ihm seine Mutter den Roman „Onkel Toms Hütte“ zu lesen gegeben. Das Buch von Sklaverei-Gegnerin Harriet Beecher Stowe aus dem Jahr 1852 schildert das schwere Schicksal versklavter Afroamerikaner und prangert das System der Sklaverei an. Pölking: „Ich weiß, dass dieses Buch die Abschaffung der Sklaverei gefordert und gefördert hat.“

„Mittlerweile ist der Name ein Schimpfwort“

Seine Kritik: „Es stellt in den Mittelpunkt, dass die Sklaven sich nur mit Hilfe der Unterstützung von Weißen befreien könnten. Das ist eine Weltansicht, die Sklaven eingetrichtert wurde und die sich bis heute hält. Das muss durchbrochen werden.“

Außerdem sei für ihn die Romanfigur des Onkel Tom problematisch. Pölking: „Er hat sich den Unterdrückern angedient, wofür er von den anderen Versklavten gehasst wurde. Mittlerweile ist der Name ein Schimpfwort.“ Sein Vorschlag: „Der Bahnhof sollte in Argentinische Allee oder Riemeisterstraße umbenannt werden.“ Und er betont: „Sollte es eine neue Lösung für Straße und Bahnhof geben, könnte es eine Name aus der US-Bürgerrechtsbewegung sein.“ 

Warum trägt ein Bahnhof in Zehlendorf diesen Namen?

Laut der offiziellen Website des Bezirks wurde 1885 das Ausflugslokal „Wirtshaus am Riemeister“ erbaut und erhielt später den Namen „Onkel-Toms-Hütte“, „weil sein erster Wirt Thomas hieß, einen langen Bart hatte, für seine Gäste eine Schilfhütte baute und den gleichnamigen Roman von Harriet Beecher-Stowe favorisierte“. Am 22. Dezember 1929 wurde dann der U-Bahnhof „Onkel Toms Hütte“ (Linie U3) eröffnet. 1978/79 wurde das Ausflugslokal abgerissen. Wer heute im Riemeisterfenn spaziert, kann noch die zugewucherten Ruinen der alten Terrassen erkennen.

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