Vor zehn Jahren habe ich Patti Smith in New York besucht, wir trafen uns mittags in einer Galerie im Stadtteil Chelsea, wo sie bis heute wohnt. "Hi, ich bin Patti", begrüßte sie mich, einen großen Kaffeebecher in der Hand. Sie räusperte sich und hustete kurz, "machen Sie sich keine Sorgen, ich wache schon noch auf". Damals waren gerade ihre Memoiren "Just Kids" erschienen, die sich zu einem Langzeitbestseller entwickeln sollten. Sie schreibt darin über ihr Leben als Rockmusikerin, Dichterin, Malerin und Fotografin genauso offen wie über die privaten Dramen und Verluste, beispielsweise ihre leidenschaftliche Beziehung zu Robert Mapplethorpe. Der Künstler fotografierte 1975 das Cover für ihr legendäres Album "Horses", später verließ er sie und bekannte sich zu seiner Homosexualität. 1989 starb er an Aids. Oder über ihre Ehe mit Fred "Sonic" Smith, dem Gitarristen der Punk-Band MC5, mit dem sie in dessen Heimatstadt Detroit ging und zwei Kinder bekam. Sie zog sich aus dem Musikgeschäft zurück. Er starb 1994 an Herzversagen. "Es sind einfach zu viele Menschen, die ich geliebt habe, zu früh gestorben", sagte sie damals. "Die Überlebende" lautete der Titel des Porträts, das im März 2010 im ZEITmagazin erschien.