Lehrerblog: So verliefen die Corona-Abschlussprüfungen

Die Abschlussprüfungen standen an – trotz Corona. Frau Bachmayer berichtet, wie es an ihrer Schule gelaufen ist (Symbolbild)

Die Abschlussprüfungen standen an – trotz Corona. Frau Bachmayer berichtet, wie es an ihrer Schule gelaufen ist (Symbolbild)

Foto: Zlatan Durakovic - Fotolia
Von: Frau Bachmayer

Frau Bachmayer ist Mitte 30 und Lehrerin. Sie liebt ihren Job – aber natürlich gehen ihr ihre Schüler und Kollegen auch manchmal richtig auf den Keks. Bei BILD plaudert sie jeden Freitag aus dem Nähkästchen über verstaubte Kollegen, Kopfschüttel-Momente im Klassenzimmer und teilweise ermüdende Unterhaltungen mit Eltern. Da sie dennoch gern ihren Job behalten möchte, bloggt sie anonym als Frau Bachmayer. Ihr Name ist jedoch das Einzige, über das sie den Mantel des Schweigens legt – alles, was das Thema Schule betrifft, wird auf direkte und schonungslose Art seziert. Garantiert echte Geschichten einer garantiert echten Lehrerin – die oft zwischen allen Stühlen sitzt.

Nicht nur die Prüfung ist besonders, die Vorsichtsmaßnahmen sind es auch

Als ich heute Morgen ins Sekretariat komme, werden mir erst mal ein Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Was für ein Service, denke ich, aber warum nur heute zu den Prüfungen? Immerhin unterrichte ich bereits seit ein paar Wochen wieder, und da war die Ansteckungsgefahr genauso groß.

Das sind aber nicht die einzigen besonderen Vorsichtsmaßnahmen am Prüfungstag: Als die Schüler kommen, stehen wir Lehrer vor den Klassenräumen, selbstverständlich mit Mund-Nase-Schutz, und sprühen unseren Schülern Desinfektionsmittel auf die Hände. Erst danach dürfen sie sich setzen. „Seid ihr alle gesund?“, frage ich meinen Englischkurs. Allgemeines Nicken. „Habt ihr keinerlei Anzeichen einer Infektion?“ Meine Schüler verneinen – los geht’s.

Während der Prüfung ist (fast) alles wie immer

Wie jedes Jahr wählen die Schüler ihren schriftlichen Wahlteil in Englisch aus, danach beginnt der erste Teil der Abschlussarbeit. Endlich darf ich meinen Mundschutz abnehmen. Doch plötzlich hat Laura eine Frage und will aufstehen. „Das geht nicht!“, sage ich schnell. Wir haben die klare Anweisung bekommen, dass die Schüler nicht zum Pult kommen dürfen.

Also streife ich mir meinen Mundschutz wieder über und gehe zu Laura. Den Sicherheitsabstand einhaltend, versuche ich, ihre Frage zu verstehen. Sie zeigt auf eine Aufgabe im Text, die sie nicht versteht. Ich kann leider nichts erkennen. Schließlich hole ich mir meinen Text vom Pult, es dauert ewig, bis ich verstehe, was sie meint. Kurz danach haben noch mehr Schüler Fragen. Auf einmal bin ich nur noch damit beschäftigt, mir meinen Mundschutz an- und abzustreifen und mich zwischen den Schülern und meinem Pult hin und her zu bewegen.

Kinder mit Vorerkrankungen schreiben einzeln

Bei der ersten Abschlussarbeit in Deutsch vergangene Woche habe ich nur zwei Schüler betreut. Leon saß mit einer Asthmaerkrankung als Risikopatient im Raum 232, Rike nebenan im Raum 233. Ich saß zwischen den Klassenräumen in der Verbindungstür.

Rike musste einzeln schreiben, weil ihre Oma, die mit ihr im Haushalt lebt, gefährdet ist. Deshalb gelten für sie und Leon besondere Sicherheitsmaßnahmen, um nicht mit anderen Schülern aufeinanderzutreffen.

Insgesamt hatten wir ganz schön viele Abschlussschüler, die selbst oder deren Familienangehörige als gefährdet galten. Deshalb brauchten wir während der Prüfungen viele Räume und eine Menge Lehrkräfte, welche die Einzelbetreuung dieser Kinder übernommen hatten.

Was für ein Drama!

Beim Einsammeln der Abschlussarbeiten frage ich mich, ob ich diese nun auch desinfizieren muss, um mich nicht anzustecken. Ich bin einfach nur froh, dass meine Schüler noch die Möglichkeit hatten, auf die Abschlussprüfungen in Form von Präsenzunterricht vorbereitet zu werden. Und ich ziehe den Hut vor meiner Schulleitung, die das alles hier heute und in den vergangenen Wochen so toll organisiert hat. Ich möchte nicht einen Tag in ihrer Haut stecken. Sie waren jeden Tag zehn Stunden in der Schule, haben Erlasse gewälzt, alles wieder umgeschmissen, weil neue Erlasse kamen, und sich immer bestens den aktuellen Bedingungen angepasst.

Nun haben wir es beinahe geschafft! Unsere Schüler werden trotz Corona einen ganz normalen Abschluss machen. Wenn das nicht (irgendwann) ein Grund zum Feiern ist.

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